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[Unterreich] Was vom Schweigen übrig blieb

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5 Monate 1 Woche her #5891 von dying_despot
Die Gezeichnete

So war denn eingetreten, was sie lange Zeit hatte vermeiden wollen und auch proaktiv vermieden hatte. Gerüchte, über das, was nicht ging, lanciert von Kundschaftern, deren Augen statt der weiten Tunnel die Enge eines Münzsäckleins stärker betörte. Der Händler war willfährig. So willfährig, dass sie zweifelte, ob er im Grund genommen nicht dasselbe wollte wie sie – nur aus anderen Gründen, verstand sich. Sie wollte möglichst weit weg von Menzoberranzan, Eryndlyn und all diesen anderen Metropolen der Drow. Sshamath hätte sie in gewisser Weise gereizt, aber nicht so sehr, dass es ihr als wirkliche Option erschien. Am Ende waren nur zwei Möglichkeiten übriggeblieben: Szith Morcane oder Barrighym. Tatsächlich war der Händler, der mittlerweile Barrighym fest ins Auge gefasst hatte, durchaus angetan, als er die Nachrichten über den (nun ehemaligen) Außenposten von Maerimydra erhielt. Er schien die ökonomischere Wahl und bei Widerwehr hätte es in etwa einen Gleichstand der Kräfte gegeben. Für die Gezeichnete war die Lage Szith Morcanes aus einigen anderen Gründen interessant und sie hielt selbst dann an dem Gedanken fest, nachdem sie gezwungenermaßen Sschirndylryn hinter sich ließen, nach Norden abzweigten und die ersten Gerüchte über die Situation in Szith Morcane vernahmen. Kiaransalee-Kultisten, die Haus Morcane offenbar vernichtet hatten, dazu Abenteurer, angeheuert in Dolchtal, um den Überfällen der Drow ein Ende zu setzen. Was der Gezeichneten als gefahrvolle, aber dennoch vielversprechende Situation erschien, ließ den Händler zaudern. Es entstand ein bitter geführter Konflikt, der beinahe zum Ende der gemeinsamen Bestrebungen geführt hätte, wobei die Art des Endes recht blutig hätte ausfallen können.

Sie hatte den Händler schon oft umgebracht. Tausendfach. In den ersten Jahren noch mit aus Hass geborener Leidenschaft, später mit aus Überdrüssigkeit geborener Leidenschaftslosigkeit. Stumpfe Gegenstände, Treppensturze, Dolche spielten eine Rolle, Gift natürlich, schiere Gedankenkraft, schließlich zersetzende Magie, wohlfeil platzierte Worte, Intrige. Doch je länger die Patt-Situation, der sie sich gemeinschaftlich überantwortet hatten, anhielt, desto langweiliger waren diese Gedankenspiele geworden. Und letztlich hatte sie festgestellt, dass sie ihn nur töten wollte, weil sie das schon immer gewollt hatte und nicht, weil es irgendeinen Sinn ergab. Diese Erkenntnis war einer der selten gewordenen Momente, in denen sie sich töricht vorkam. Kurz noch richtete sich der heimliche Zorn gegen den Händler, der sie zu solchen Überlegungen genötigt hatte, aber schlussendlich versiegte er. Die tosenden Fluten ihres Hasses wurden erst zu einem plätschernden Bächlein, dann zu einem Rinnsal.

Bis es um Szith Morcane ging und der entzweienden Frage, ob dies der Ort war, an dem sie trotz aller Unwägbarkeiten ihr Glück versuchen oder ob sie umkehren und Barrighym anstreben sollten. Interessanterweise waren alle nachfolgenden Mordgedanken, die auf die Daseinsbeendigung des Händlers abzielten, zutiefst rational. Es ging nicht darum, sein Leben auszulöschen, weil er jovial, ignorant oder ein Sklaveneigner gewesen war, der sie einst missbräuchlich behandeln ließ, um sie dann in eine noch missbräuchlichere Umgebung weiterzuverkaufen. Es ging allein um Effizienz. Aber natürlich war es nicht effizient, den Händler zu töten und damit zu riskieren, alle anderen Drow der Karawane ebenfalls zu meucheln. In der Konsequenz hätte dies bedeutet, in viel kleinerer Zahl durch das Unterreich zu wandern und schließlich den Weg zur Oberfläche anzutreten, wogegen sich wiederum ein Gutteil der Leute der Gezeichneten gewehrt hätten.

Diese Gedankengänge lösten ein tiefes Unbehagen in ihr aus, denn es führte ihr vor Augen, was kein Geheimnis, aber eine Tatsache war, die sie vermied, wie die Teufel das Weihwasser: der Händler und sie teilten sich die Macht; sie reisten in einer Kutsche, was mithin eine Demütigung für ihn sein musste. Aber wenn es um die wirklich wichtigen Entscheidungen ging, hatte sie keine Handhabe. Und er wusste es. Sie waren im Unterreich und das Unterreich war seine Heimat. Wo immer er war, wo immer er sie hinführte, war er im Vorteil und wer im Vorteil ist, der beherrscht die Situation. Und so beherrschte er sie. Nach all den Jahren, trotz allem, womit sie ihn schikanierte und seine Autorität zu ihren Gunsten untergrub, behielt er die Oberhand, ohne etwas dafür tun zu müssen. Einfach nur, indem er Drow, sie Mensch und dies das Unterreich war.

Mehr noch: statt die Fakten klar zu benennen und die Fortsetzung der Reise nach Barrighym zu forcieren, ließ er dem „Konflikt“ unnötig viel Raum. Er ließ sich sogar dazu hinab, Diskussionsrunden zu führen, in denen Flüchtlinge aus Maerimydra zu Wort kamen, die in allen Einzelheiten den Wahnwitz der Kiaransalee-Anhänger schildern konnten. Reisende durften ausführlich von der Situation in Szith Morcane berichten, während der Händler durch seine Verzögerungstaktik suggerierte, dass er wirklich zu gern dem Wunsch der Gezeichneten nachgekommen und in die Stadt aufgebrochen wäre. Was für Unruhe unter den Drow sorgte, schürte wiederum den Zweifel bei den Nicht-Drow. Die Gezeichnete konnte nicht mehr argumentieren. Sie hatte keine Handhabe und schließlich war es nur noch der Stolz, der sie davor zurückhielt, den Händler zu bitten, endlich weiterzureisen und Barrighym anzusteuern. Doch der Händler verharrte. Er verharrte, denn er wusste – anders konnte es sich die Gezeichnete nicht erklären – dass er ihr noch einen übleren Streich versetzen konnte, eine finale Demütigung.

Auch jene kam in Form eines Boten: Szith Morcane war an die Feuerriesen Maerimydras gefallen, Teile der Stadt dem Erdboden gleichgemacht, viele Drow tot oder vertrieben. Die Gezeichnete würde nie vergessen, wie der Händler die Nachricht im Beisein der halben Karawane entgegennahm. Mit gedankenschwerem, düsterem Blick hatte er die Augen niedergeschlagen und nach einer gefühlten Ewigkeit tonlos erklärt, dass man am nächsten Zyklus nach Barrighym aufbrechen würde. Er hätte die Gezeichnete ansehen, ihr seine Missbilligung und die der Karawane öffentlich zuteilwerden lassen können, doch das war nicht nötig. Der Schaden an ihr war bereits angerichtet.

Lag es in seiner Natur oder war das die Rache für Ched Nasad, als sie ihm kaum eine Wahl gelassen hatte, als gemeinsame Sache zu machen oder von den Armbrustbolzen ihrer Leute durchbohrt zu werden? Wie auch immer: es war deutlich geworden, dass er diese Karawane leitete, selbst die Nicht-Drow kamen nicht umhin, seine Befähigung anzuerkennen und ihn damit als den wahren Anführer der Karawane zu akzeptieren. Allein dies ermöglichte ihm, seine ausdauernde Charade vor den Toren Barrighyms abzuziehen und dort auszuharren, ohne dass ein klares Ziel in Aussicht stand. Mehr noch: je mehr die Gezeichnete versuchte, den Stillstand zu durchbrechen und sich mit „ihren“ Leuten zu verschwören, desto stärker stieß sie auf Ablehnung. Natürlich nie deutlich geäußert. Das hätte keiner gewagt. Aber dennoch war sie da, die Isolation.

Dann kam es zum – man konnte es nicht anders beschreiben – Kataklysmus Barrighyms. Die Gezeichnete war keine Zeugin der Ereignisse und sie kam sich albern vor, als sie die Schilderungen des Geschehenen vernahm und als erstes daran dachte, wie der Händler das geschafft hatte. Aber als dann nach kurzer Zeit schon etliche Magier auftauchten, um Barrighym ein neues, dem Händler scheinbar gefälliges Aussehen zu verleihen, konnte sie das nicht als Zufall abtun. Zudem war der Gnom verschwunden. Dieser verdammte Gnom. Das einzige Wesen überhaupt, das der Händler zu fürchten schien. Zumindest genug, um es rund um die Uhr bewachen zu lassen, was niemand nachvollziehen konnte.

Und nun war die Karawane vollständig in Barrighym integriert. Die Leute des Händlers, ihre Leute - und sie? Sie wusste nicht, was sie hier sollte. Das war es, was sie hatte vermeiden wollen: ihre Zeit in einer – zugegebenermaßen liberalen - Drow-Ansiedlung zu fristen, mit einem Drow-Haus, dem Händler und ohne Aufgaben außer denen, die ihr gegeben wurden. Für eine gewisse Zeit hatte sie so etwas wie Macht besessen und nun fristete sie ein unerquickliches Dasein mit unbestimmtem Ausgang.

Lisfar, möglicherweise? Die Stadt war vielleicht eine Option für einen Neunanfang und sei es nur, weil sie einen Hafen besaß. Die Vorstellung, an die Oberfläche zurückzukehren, löste in ihr etwas aus, das sie so seit Jahren nicht mehr empfunden hatte: eine essenzielle, existenzielle Furcht. Allein die Vorstellung davon, gegen das gleißende Licht der Sonne anblinzeln zu müssen, schreckte sie, als würden jene Strahlen sie vollkommen entblößen, ihren Leib, ihre Seele, ihre Gedanken. Die Dunkelheit war ihre Heimstatt, die Finsternis ihr Schutz, der Schatten ihr Mantel. Doch wollte sie mehr als nur existieren. Sie hatte Ambition. Sie wusste, dass sie für höheres bestimmt war. Einen Dienst, den es zu erbringen galt.

Wochen- und monatelang grübelte sie. Versuchte sich in Kontemplation. Schmiedete Pläne. Verwarf sie. Schmiedete neue Pläne. Es war ein Gerücht, das sie Hoffnung schöpfen ließ. Zwangsläufig dachte sie daran, warum Szith Morcane das Ziel ihrer Reise hätte werden sollen. Wessen Nähe sie hoffte, dort zu finden und sei es auch 200 Meilen weit entfernt gewesen. Aber die Geschehnisse in Sembia zeigten, dass es andere Möglichkeiten gab. Offenbar stand Faerûn an einem historischen Wendepunkt. Was vergangen schien, würde wiederentstehen. Ein Neuanfang gewissermaßen. Ein Neuanfang, wie sie einen für sich wollte.

Jene, die ein Sklavenmal der Drow trug, die Gezeichnete. Die Sklavin, die sich befreit hatte. Die Frau, die Macht gekostet hatte. Die Dienerin, die den Segen empfangen durfte. Sie würde das Errungene und das Geschenkte nicht leichtfertig vergeben, indem sie sich weiterhin zur Marionette machen ließ. Sie hatte noch eine Rolle zu spielen in einem Konflikt, der seit Anbeginn der Zeit tobte. Sie war die Karte, die das Schicksal gezogen hatte. Zeit zu spielen.
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4 Monate 3 Wochen her #5922 von dying_despot
Die Inquisitorin

Gerechtigkeit war eine Art moralisches Konzept, ähnlich Normen und Werten, das vor allem an der Oberfläche bekannt war. Hier in der Heimat der Inquisitorin, konkret der Kultur der Ilythiiri, gab es keine Gerechtigkeit, nicht mal (bindende) Gesetze im Sinne verschriftlichter Regularien, auf die sich im Falle von Streitigkeiten berufen werden konnte. Es galt der Wille der Spinnenkönigin, der in der Repräsentanz durch die von ihr erwählten Priesterinnen Ausdruck fand. Wo keine Priesterin unmittelbar urteilen und richten konnte, galten statt Gesetzen Gesetzmäßigkeiten, die sich über die Jahrhunderte als inhärenter Bestandteil der dunkelelfischen Gesellschaft herausgebildet und etabliert hatten, etwa dass der Stärkere oder Gerissenere über den in diesen Hinsichten Schwächeren stand und damit – im Umfang des Möglichen – obsiegen, sich bemächtigen oder herrschen durfte, ohne dass ihn davon etwas abhalten konnte außer eine noch stärkere oder gerissenere Person mit entsprechender Ambition. Dort wo verschriftlichtes Recht existierte und das Handeln einer Person in Widerspruch dazu trat, bestand eine Verfehlung nicht in der Tat, sondern nur dann, wenn die Person erwischt und bestraft wurde, da sie sich damit als schwach erwiesen hatte. Insofern war die maßgebliche Verfehlung, die sich ein Drow leisten konnte, Schwäche. So wie dies für Individuen galt, galt es für Häuser.

Gerechtigkeit, soweit sich die Inquisitorin diesen Begriff verständlich hatte machen können, hatte eine ausgleichende Funktionalität, die darauf abzielte, wahlweise den Schwächeren zu überhöhen oder den Stärkeren auf das Niveau des Schwächeren niederzudrücken. Möglich machte das ein gesellschaftlicher Konsens, der Teil eines normativen Unterbaus war, der wiederum eine Facette eines politischen Systems darstellte. Zur Durchsetzung von Gerechtigkeit wurde anstelle des Primats des Stärkeren eine Mehrheit der Schwächeren gesetzt, insofern ein Prinzip der „Überzahl“, das letztlich in jeder Gesellschaft, egal ob oben oder unten, bekannt war und das zeitweise auch die Ilythiiri nutzten, um ihre Interessen durchzusetzen. Allerdings – und das war der entscheidende Punkt – war jedes Individuum einer so ent- und/oder bestehenden Zweckgemeinschaft per se in der Pflicht stark zu sein, um die Gruppe nicht zu schwächen, was in „gerechten“ Gesellschaften im besten Falle nur eine untergeordnete Rolle spielte. Was exekutive Organe betraf, also jene, die das auf Basis von Gerechtigkeit postulierte Recht erwirkten, so bildeten jene die stärkeren Elemente der Gesellschaft, die wiederum dadurch geschwächt wurden, dass sie die Schwächeren beschützen mussten und sich dadurch nicht entfalten konnten.

Wie sie es auch drehte und wendete, konnte die Inquisitorin im Prinzip der Gerechtigkeit nur etwas sehen, dass dem Wesen der Ilythiiri antagonistisch entgegenstand. Es mochte bis zu einem gewissen Punkt logisch erscheinen für niedere, weichliche Wesen, aber es würde auf Dauer nie zu Größe führen, weder individueller Natur noch der einer Gesellschaft. Gerechtigkeit konservierte Schwäche. Sie hatte im Unterreich nichts verloren.

Und doch war der Inquisitorin der Begriff der Gerechtigkeit in den Sinn gekommen mitsamt all jenen Implikationen, als sie zum ersten Mal vom Ableben Alezêas gehört hatte. Sie legte den Kopf in den Nacken, dann zur Seite. Es knackte. Ein Seufzer verließ ihre Lippen, während sie noch einige Momente so verharrte. Dann heftete sie den Blick wieder auf die Unterlagen und las erneut den oben aufliegenden Brief. Wissend, dass er ihr keine neuen Erkenntnisse mehr liefern konnte, gestattete sie sich so einen Moment der Verzögerung als Ausdruck des stummen Triumphs. Denn gewiss: es mangelte ihr nicht an Eifer in der Sache. Sie wäre bereits vor Monaten aufgebrochen, um den Geschehnissen rund um den unrühmlichen Tod der Yathallar Alezêa auf den Grund zu gehen, doch hatte es widerstreitende Ansichten darüber gegeben, ob es den Aufwand wert war, Ermittlungen zu übernehmen. Manch einer im Haus Teh’kinrellz vertrat die Ansicht, Alezêa einfach zu vergessen. Lolth hätte ihr offenbar die Gunst entzogen. Jede weitere Beschäftigung mit ihr wäre einer Schwächung des Hauses gleichgekommen. Sie zu ignorieren, schien die bessere Option. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Die Inquisitorin hatte sich mit dieser Sichtweise nicht anfreunden können. Eine Priesterin der Spinnenkönigin war tot, die Umstände ihres Todes schleierhaft, geradezu abstrus. Allein aus der Tatsache, dass Alezêa umgekommen war, zu schlussfolgern, dass sie bei der Spinnenkönigin verspielt hatte, konnte die Inquisitorin nicht gelten lassen. Der unnatürliche Tod, auch von Angehörigen des Klerus, war nicht derart ungewöhnlich, aber war es wirklich der Wille der Lolth, eine ihrer Dienerinnen so einer Demütigung anheimfallen zu lassen, zerfetzt während einer Zeremonie vor aller Öffentlichkeit? Und was hatte es mit dem Artefakt auf sich, Malyks Geschenk?

Die Antworten auf diese und weitere Fragen würde sie nicht hier in der Nähe Ched Nasads finden. Und das musste sie auch nicht. Vor einigen Monaten war die Stimmung anderer Hausoberer umgeschlagen und dem Bestreben, den Tod Alezêas zu durchleuchten, wurde stattgegeben. Freilich hatte es da noch eine kleine Hürde gegeben. Doch jene war gefallen. Ein weiteres Mal las die Inquisitorin über die ausschlaggebenden Zeilen:

„… habe ich mich entschieden, dem Ansinnen des Hauses Teh’kinrellz stattzugeben, auf dass es zum Gefallen der Dunklen Mutter eine Inquisitorin entsende, um den Tod der Yathallar Alezêa zu untersuchen, zu diesem Zwecke hin Verhöre durchzuführen, Urteile auszusprechen und zu vollstrecken, ohne dass Haus Avithoul zu Sschindylryn und in seiner Vertretung in Barrighym sich dem entgegenstellen möge. Ein entsprechendes Dokument über die Vollmacht liegt diesem Schreiben zur Aushändigung an Yathrin Shry Avithoul bei.

Wie unter unseren Abgesandten besprochen, macht jede Verurteilung oder strafende Aktion gegen die Vertreter des Hauses Avithoul in Barrighym ohne vorhergehende Absprache die getroffenen Vereinbarungen hinfällig.

gez.
Magroph Avithoul
Mutter Oberin“


Die Inquisitorin wusste nicht um alle Absprachen, die getroffen worden waren, um eine derartige Vollmacht für Haus Teh’kinrellz zu erlangen und sie waren ihr auch gleich. Handelsabkommen ihres Hauses lagen abseits ihrer Zuständigkeiten. Sie war Gelehrte und Jägerin in einem, sie war die Vollstreckerin, die schlussendliche Instanz. Über ihr kamen nur noch die Mutter Oberin und die Königin der Dämonennetz-Gruben selbst.

Und wenn es eine Gerechtigkeit im Unterreich gab, dann eine nach ihrer Vorstellung.
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4 Monate 2 Wochen her #5937 von dying_despot
Der im Dunkel im Dunkeln

Blingdenstein, 1371 Taliser Zeit

Er schlug die Augen auf. Kein Effekt. Die Finsternis blieb, die Dunkelsicht durchdrang sie nicht.

Da waren Schmerzen an seinem Hinterkopf, oder? Nein, nein… es war die Annahme, dass da Schmerz sein müsste. Hatte der Traum noch nicht geendet? Er hatte gegraben. Erde und Stein mit seinen Händen – Klauen? – beiseite gewühlt; die Substanz zerschlagen, voller Wut, im Wahn.

Tod, Tod, Tod. Graben, graben, graben.

Das Rothé schleckt an einem Stein, einem Stein, einem Stein,
Das Rothé schleckt an einem Stein – schleckt und schleckt.
Dem Rothé schmeckt das Salz so fein, Salz so fein, Salz so fein.
Dem Rothé schmeckt das Salz so fein – schleck, Rothé, schleck.


Alle waren tot, nicht wahr? So hatte es doch geendet? Alle waren tot und er dann auch. Zuletzt dann nur graben und graben und dann Ende der Geschichte.

Er befühlte die Umgebung. Seine Hand grub sich in etwas glitschiges, zuckte kurz zurück. Dann ließ er sie wieder hineingleiten. Was konnte das sein? Also sowas, sowas hatte er noch nie in der Hand gehabt.

Mal dran riechen. Sowas, also sowas hatte er noch nie gerochen. Interessant.

Weg damit. Es brauchte Kontext. Er betastete weiter den Boden, dann erhabenes. Etwas festes. Weiter tatschen. Das war schon vertrauter. Da war doch eine Nase. Es war ganz bestimmt eine Nase und diese Nase gehörte zu einem Gesicht.

Rothé schleckt an einem Stein, einem Stein, einem Stein…

Also… wenn das das Gesicht war, dann – fühlen, fühlen, fühlen – ja, war hier eigentlich die Schädeldecke. Eigentlich, denn sie war nicht da.

Jetzt war alles klar! Ha! Das glitschige Zeugs war natürlich Gehirn. So also fühlte sich Gehirn an. Da fanden doch all die Gedanken statt und sowas? Neben der Seele. Wie sich wohl eine Seele anfühlte? Tatschen, tatschen – die Gedanken sind Brei.

Das Rothé schleckt an einem Stein – schleckt und schleckt…

Immer noch keine Sicht. Sie würde nicht wiederkommen. Mal lauschen. Es war seltsam still. Oh nein, nicht blind und taub noch dazu!

Gut, wo war er? Kurz nachdenken, graben, graben, graben, Blingdenstein! Was war passiert? Spinnendämonen waren aufgetaucht und hatten alle getötet. Da steckten doch die Dunkelelfen dahinter, die schändlich-üblen. Und er war auf dem Markt gewesen…

Dem Rothé schmeckt das Salz so fein, Salz so fein, Salz so fein...

… er hatte das Salz vergessen! Das war es also gewesen. Und dann war seine liebe Frau mit seinen Kinderlein zum Markt gegangen, um Salz zu hoooolen – und dort wurden sie getötet. Sie lagen irgendwo hier in unbestimmter Richtung. Wenn er noch hier war, aber – tatsch, tatsch – das Gehirn wies schon ziemlich genau darauf hin. Ziemlich klug.

„Hier lebt noch einer!“, rief eine Stimme, nicht zu laut. Svirfneblin waren selten laut.

Oh, er konnte hören! Er war nur blind. So ein Glück!

Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er zuckte nicht.

„Komm, wir müssen hier weg. In Sicherheit.“

Ha! Haha! Hahaha!

Zwei paar Hände zerrten ihn auf die Beine. Worte wurden ausgetauscht. Die zerrenden Ausstauscher stellten natürlich fest, dass er blind war.

Merkwürdig, dieser andere Körper, der einem Halt gibt, der einen stützt. Er ist warm. Das ist nicht das Ende.

Er begann zu weinen.

Und weinte und weinte.

Minuten oder Stunden vergingen, die Welt um ihn finster, Geräusche nur Dröhnen. Er wurde irgendwo hingebracht, dort abgelegt. Allein gelassen. Zusammengekrümmt lag er da und weinte und weinte bis da keine Tränen mehr kamen. Erschöpfung übermannte ihn und er schlief ein. Er träumte vom Graben. Als er erwachte, spannte die Haut in seinem Gesicht. Na sowas! Tatschen, tatschen, tatschen. Mal dran riechen. Ah, das kannte er. Mal kosten…

Dem Rothé schmeckt das Salz so fein – schleck, Rothé, schleck.
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2 Monate 3 Wochen her #6118 von dying_despot
Zaphor

„Bethym, hauen wir ab… hier ist nichts mehr.“ Die Stimme des Drow klang mehr noch als angeödet: entnervt. Gelryn war niemals begeistert, wenn sie ausgesandt wurden, um Artefakte zu bergen. In den meisten Fällen fanden sie ja doch nichts und überhaupt: sie waren gut ausgebildete Sargtlin, keine Schatzsucher.

„Und ohne was wieder zurück? Du weißt genau, wie großzügig Tenszar ist…“, antwortete Bethym, während er Stein für Stein von einem Haufen nahm und auf einen neuen Haufen warf. Stein, der einmal massive Möbel gebildet hatte für ein stattliches Zimmer. Eine Decke gab es nicht mehr. Irgendwo über ihnen nur das Ende der Höhle.

„Großzügig? Die paar Münzen, die er ausgibt, sind ‘nen Bruchteil dessen, was die Teile einbringen können“, unkte Gelryn missmutig.

„Istolil kriegt wesentlich mehr Sold als vorher“, wusste Bethym trotzig zu entgegnen. Dann wendete er den Blick zum dritten Dunkelelfen, der anwesend war und der sich bei dieser Diskussion bedeckt gehalten hatte, aufmerksam die Gegend musternd. „Oder wie ist es bei dir, Zaphor?“

Zaphor behielt den Blick in die Ferne gerichtet. Er hätte schwören können, in der Unweite der Kaverne eine Bewegung gesehen zu haben, aber es war zu ungewiss, um die anderen zu beunruhigen. Tatsächlich hatte Zaphor vor knapp einem Monat einen Dolch gefunden. Und auch ohne sonderliche Kenntnisse in Artefaktkunde war ihm sofort klar gewesen, dass es sich um ein besonderes Stück handelte. Nicht allein die außergewöhnliche Schmiedekunst, für die er durchaus einen Sinn hatte, offenbarte ihm das. Vielmehr war es das Gefühl, das Zaphor überkam, als er die Waffe in seiner Hand hielt. Er glaubte sich treffsicherer, fast schon erfüllt von der Zuversicht, mit dieser Klinge jedes Ziel exakt dort erwischen zu können, wo er es eben treffen wollte.

Sie hatten in den Ruinen des Hauses Claddath gesucht, genau in derselben Konstellation, in der sie sich heute hier fanden. Der Ort schien vielversprechend. Die Mutter Oberin war Konzilsmitglied gewesen. Mutmaßlich hatte man sie deswegen dahin geschickt und Zaphor hatte das Glück, einen jener Gegenstände zu finden, nach denen es Tenszar Yril’lysaen so sehr dürstete. Zumindest hatte er diesen Gedanken, als er das Schmuckstück fand. Tatsächlich war er dann mitsamt dem Dolch vor den Karawanenanführer getreten. Tenszar hatte Zaphor seine Dankbarkeit zuteilwerden lassen, weniger in Worten als einer nicht geringen Menge Goldes, wobei auch für Bethym und Gelryn etwas rausgesprungen war. Vor einigen Zyklen wurde dann auch Zaphors Sold erhöht. Allerdings um eine bescheidene Menge und dem Sargtlin war klar gewesen, dass sein Fund nicht der große Wurf war, auf den Tenszar gehofft hatte.

Zaphor, dem die ferne Bewegung eine gewisse Unruhe verschafft hatte, ging nicht auf Bethyms Frage ein. Die Ruinen Ched Nasads waren ein gefährlicher Ort. Nicht allein, dass Mauern willkürlich einzustürzen drohten. Sie waren nicht allein in dieser Geisterstadt. Da waren andere Plünderer, die die geringste Bedrohung darstellten. Schwieriger zu händeln waren die Monstrositäten, die die Ruinen heimsuchten. Und dann war da noch…

Zaphor riss sich aus seinen Gedanken: „Wir sollten gehen. Hier werden wir nichts mehr finden.“

Bethym wollte protestieren, aber nach der stundenlangen Schinderei kam auch er nicht umhin, sich nach etwas Essen und einem guten Schluck Pilzwein zu sehnen. So verlockend die Aussicht war, etwas zu entdecken, so gering war doch die Chance. Und sie mussten immerhin noch den ganzen Weg zurück zur Karawane antreten. Mutmaßlich wurden sie bereits zurückerwartet. Bethym besah sich den Haufen Gestein, als müsste er sich versichern, dass darunter garantiert nichts mehr verborgen war. Dann raffte er sich auf.

„Endlich“, kommentierte Gelryn lakonisch. Er hatte sich nie für die Jagd nach Artefakten begeistern können. Er fühlte sich am wohlsten, wenn er seinen regulären Dienst verrichten konnte. Nicht dass er ein Feigling gewesen wäre, aber er hatte einige persönliche Verluste in Ched Nasad beklagen müssen und so gleichgültig er sich gab, war ihm der Ort zutiefst verhasst. Er war nicht abergläubisch, aber jedes Mal, wenn sie nach Ched Nasad ausrückten, überkam ihn das Gefühl, das auch er hier sein Ende finden würde.

So brachen Zaphor, Bethym und Gelryn auf und bahnten sich ihren Weg aus dem zerstörten Gebäude. Vor nur wenigen Jahren noch hätten sie sich nicht träumen lassen können, diesen Ort zu betreten, jenen Palast des Hochadels von Ched Nasad. Jetzt verließen sie ihn achtlos, ohne jedes nostalgische Gefühl. Was früher so vieles verhieß - Macht, Reichtum, Mysterien – war nun nur noch Geröll. Die hohen Damen und Herren, die hier residiert hatten, waren tot, ausgetilgt. Bisher war nichts an ihre Stelle gerückt. Nichts hatte das Machtvakuum geschlossen. Niemand herrschte wirklich über diesen toten Ort.

Die drei Karawanenwächter verließen die Trümmerhalde, um sich auf einem Weg wiederzufinden, der einstmals eine Prachtstraße Ched Nasads gebildet hatte. Heute war es halbwegs gangbares Gelände. In der Mitte der Straße kam man ganz gut voran und die Sargtlin hielten sich nicht weiter auf.

„Jetzt renn nicht so“, sprach Bethym gehetzt.

„Er hat recht… wenn du pissen musst, dann mach’s hier“, tönte Gelryn in der gewohnt ätzenden Art.

Zaphor verlangsamte seinen Schritt. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie schnell er eigentlich unterwegs war. Ein unbestimmtes Gefühl trieb ihn voran und mit jedem Augenblick, den sie hier verbrachten, verstärkte es sich. Nach wie vor darauf bedacht, keinerlei Schwäche zu zeigen, indem er seine Besorgnis kundtat, ging er schweigend weiter, als plötzlich ein Geräusch ertönte. Ein Klackern, nur ein loser Stein, aber alarmierend genug, dass die Hände der Drow sofort zu den Griffen ihrer Schwerter wanderten.

Sie waren eine eingespielte Gruppe. Bei allen Differenzen und persönlichen Unterschied bildeten sie in solchen Momenten eine Einheit, die schlichtweg darauf ausgelegt war zu funktionieren und gegebenenfalls zu überleben. Und ganz gewiss würde keiner von ihnen einer potenziellen Bedrohung den Rücken kehren, wenn diese womöglich auszuschalten war. Das Geräusch kam aus einer der Ruinen am Rand der großen Straße. Dereinst ein stattlicher Bau, der sich emporgereckt hatte, schien er nun gedrungen, in sich zusammensackend; schmelzend, wie ihn das Steinfeuer hinterlassen hatte. Die Pforte und die Fenster des Erdgeschosses waren noch dort, wo sie ursprünglich waren, gaben aber wenig Blick ins innere frei, weil sich Geröllhaufen dahinter gebildet hatten. Zaphor wies Bethym und Gelryn in Zeichensprache an, durch die Fenster zu steigen, während er den Haupteingang nehmen würde. Widerspruchslos wurde den Anweisungen folgegeleistet und auch Zaphor schritt voran, langsam das Kurzschwert aus der Scheide ziehend.

Er durchschritt den Türrahmen und sah vor sich einem ausladenden Gesteinshaufen, der dereinst ein imposanter Treppenaufgang gewesen sein musste. Er blickte nach links und rechts, aber Bethym und Gelryn waren nicht zu sehen. Offenbar waren sie in angrenzenden Räumen gelandet. Seitlich dessen, was einstmals eine geschwungene Treppe darstellte, erblickte Zaphor einen Durchgang, mutmaßlich zu einem Innenhof oder Garten. Er war sich sicher, dass die Geräusche daher gekommen waren. Mit geschmeidigen Schritten, bedacht darauf kein Geräusch zu erzeugen, näherte er sich der Öffnung. Mit einer geschwinden Bewegung brachte er sich an die gegenüberliegende Wand, die ihm etwas Deckung verhieß. Gleichzeitig erlaubte ihm die neue Position, einen besseren Blick in den großzügigen Innenhof zu werfen. Und da sah er ihn…

„Hey!“, Gelryns harsche Stimme hallte durch den Innenhof. „Was hast du da?“

Offenbar war Gelyrn schneller durch die Räume gekommen als Zaphor und hatte einen anderen Weg in den Innenhof gefunden, wo er nun die kleine Gestalt erblickt hatte, die dort kniete. Gelyrn, der eher wenig Gefühl für Subtilität hatte, sobald er sich in einer Situation überlegen sah, donnerte seine Frage gen dem fremden Wesen, das den Blick auf etwas in seinen Händen gerichtet hatte. Zaphor schlüpfte durch die Pforte, den Fokus auf die Kreatur in der Mitte des Innenhofs gerichtet. Aus dem Augenwinkel sah er Bethym heraneilen, der dann prompt stoppte, genau gegenüber von Gelryn.

Zaphors Gefühl der Verunsicherung, der drohenden Gefahr, wuchs an. Für einen Augenblick drohte es ihn zu überwältigen. Er musst blinzeln und seinen Kopf etwas schütteln, um seine Konzentration aufrecht zu erhalten und sich nicht von seinen diffusen Wahrnehmungen überwältigen zu lassen. Er spürte, wie sich Kopfschmerzen ihre Bahn brachen und dass das mulmige Gefühl ihm Übelkeit bescherte. Fast wie von selbst trugen ihn seine Füße voran, ebenso wie die beiden anderen Karawanenwächter.

Unbeeindruckt von Gelryns Rufen verharrte die Kreatur, scheinbar ein Svirfneblin, ungerührt. Ein Umstand, der Gelyrns Zorn beflügelte: „Steh auf, du beschissener Svrif! Was machst du hier, was hast du da?“

Gelryn konnte aus seiner Perspektive offenbar mehr sehen als Zaphor, dem der Gnom den Rücken zugewandt hatte. Auch Bethym schien besser erkennen zu können, was der Gnom da in den Händen hielt. Seine Augen waren weit; er staunte nicht schlecht. Einige Momente verstrichen, als hätte der Gnom die Aufforderung Gelryns nicht gehört oder sie schlicht ignoriert. Tief in sich fühlte Zaphor, dass es besser wäre zu gehen. Den Gnom Gnom sein zu lassen. Einfach zu verschwinden von diesem schrecklichen, leblosen Ort.

Da erhob sich der Gnom und drehte sich in gleichem Zuge, so dass er nun Auge in Auge mit Zaphor stand, während sich von links Gelyrn und von rechts Bethym näherten. Die Augen aller drei glitten zu dem, was der Gnom in seinen Händen hielt. Das Geschmeide, silbern und türkis glänzend, rann ihm förmlich über die Finger. Nicht dass der Gnom es dargeboten hätte, aber er gab den Blick darauf preis, großmütig beinahe, als wollte er die drei Drow daran teilhaben lassen.

„Was ist das?“, stammelte Bethym, überwältigt von dem Anblick des Colliers, perplex ob der Unwirklichkeit des Moments.

„Verdammt teurer Schmuck, wenn du mich fragst“, entgegnete Gelryn lapidar, aber so leichthin er die Worte auch sprach, schien auch ihm diese Situation Unbehagen zu bereiten.

Zaphor hob den Blick zum Gesicht des Gnoms, der nichts sagte, keine Regung zeigte. Da war keine Unsicherheit, keine Angst, nicht im Ansatz das, was man von einem Tiefengnom erwarten würde, wenn ihn Drow in solch einer Situation antreffen. Und dann, als er nah genug war, erkannte Zaphor etwas, das ihn schaudern ließ…

„Er… er ist blind“, hörte er Bethyms Stimme das aussprechen, was sich Zaphor soeben offenbart hatte. Bethym hätte genau so gut sagen können „Das ist nicht richtig“ und, gewiss, es gab keinerlei Grund, aus dem sich ein Drow vor einem Tiefengnom hätte fürchten müssen, aber das hier war anders. Dieser blinde Svirfneblin in seiner Ruhe konterkarikierte das Gefühl, das Zaphor beinahe wegrennen ließ.

„Der ist nicht nur blind, sondern auch ein bisschen bekloppt, wenn du mich fragst.“ Gelryn breschte voran und mit einem Streich seiner Hand entriss er dem Tiefengnom das Collier. Der Svirfneblin zuckte nichtmal. Gelryn passierte ihn, die Spitze seines Schwertes auf den Tiefengnom gerichtet. Ein Grinsen stahl sich in das Gesicht des Drow und gen Zaphor mit erzwungen souveräner Tonalität: „Haben wir doch noch was abgegriffen.“ Dann warf Gelryn das Geschmeide Zaphor zu. Zaphor fing es instinktiv. Er fühlte sich vollkommen unbeteiligt. Nur ein Zuschauer, der nicht eingreifen konnte. Gelryn scheidete sein Schwert.

„Keine Sorge, ich mache ihn nicht gleich nieder. Ein blinder Svrif… das ist fast schon wieder witzig.“

Bethym fühlte sich sichtlich unwohl. Nicht in einem Maße oder der Prägnanz, wie es Zaphor tat, aber er tat nichts, um Gelryn zu unterstützen und Unterstützung brauchte jener auch nicht, nachdem er seine Handschellen zückte, dem regungslosen Gnom grob die Arme auf den Rücken zwang, um ihm die Fesseln in das Metall zu zwängen. Der Svirfneblin zeigte keinerlei Widerwehr und nachdem sein Werk verrichtet war, tänzelte Gelryn in Bethyms Richtung, bis er sich auf einer Höhe mit ihm befand, es seinem Kumpan gleichtat und den gefesselten Gnom ansah.

Zaphor spürte das Gewicht des Geschmeides in seiner Hand, aber sein Blick galt dem Tiefengnom, der seinen Kopf langsam drehte und das Kinn etwas reckte. Schaudernd richteten sich Zaphors Augen auf den Punkt, dem sich der Tiefengnom in seiner Blindheit zuwandte. Von fern drang das Lachen Gelryns an sein Ohr.

Dann sah er den Drachen aufsteigen, seine Nüstern blähend. Er hörte sich etwas schreien, während sich seine Füße vom Boden lösten und er sprang. Er sah den Tiefengnom, der aus blicklosen Augen auf Zaphor starrte. Er sah Bethym und Gelryn gelähmt, unfähig sich zu bewegen. Der Odem des Drachens traf sie. Ihre Gesichter schmolzen. Die Druckwelle schleuderte Zaphor zurück. Das letzte, was er glaubte zu erkennen, war der Blick des Svirfneblin, ausdruckslos, gleichgültig, tot wie diese Stadt, tot, wie er binnen Momenten sein würde.
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