Briefe an Filrean

Der schlanke grau gestromerte Kater durchschritt das Portal mit einer lässigen Arroganz, die kleine Knochenspinne, die ihn vorm Zerfleischt werden bewahren sollte, prangte an einem Band aus festem Leder, das jemand um seinen Hals gelegt hatte. Zwischen den Zähnen trug er eine schmale Lederhülse an die ein Stück Pergament geheftet war, das in feiner nahezu perfekt ausgeführter Aufschrift die Lettern "Filrean" trug. Er ließ es am Rande der kleinen Landzunge fallen, um wenig später mit derselben Lässigkeit wieder den Rückweg durch das Portal anzutreten.

Inhalt des Hülse

Diesmal war es nicht die Katze, sondern wieder Finnja, die für Filrean eine Abschrift der neusten Erkenntnisse bezüglich des Portalnetzwerkes in der Zuflucht bei Marina zurück ließ. Arens Berichte waren offenbar mit einer schnellschreibenden Feder (weil ordentlich) für ihn abgeschrieben worden.

Ein Brief mit einer sehr schwungvollen und hübschen Handschrift mag den Faeruk erreichen.

Vendui Fearuk,

da wir dem gleichen Haus dienen und ihr euch bisher scheinbar sehr gut integriert habt, würde ich gerne mit euch ein treffen vereinbaren. Es hat sich viel getan, dennoch gibt es noch vieles was es zu erreichen gild und noch mehr zu besprechen. Solltet ihr interesse haben, lasst mir eine Nachricht zu kommen! Schlagt auch gerne ein Etaiblessment eurer wahl vor.

gez.
Yathrin Phaeryne Avithoul.

Es war eine leblose, aber nicht unbelebte Fledermaus, die auf die ein oder andere Weise Filrean anflatterte und ihm eine Nachricht übersandte. Das Schriftbild konnte Filrean sofort identifizieren.

Geehrter Meister Filrean Avithoul,

wir hielten Euer großzügiges Geschenk und ich kann Euch versichern, dass es jedwede Erwartung übersteigt. Es gibt leichte Diskrepanzen zwischen meinen Zofen, wer in bestimmten Werken zuerst „schmökern“ kann, aber glücklicherweise hält sich ihr Aggressionspotenzial derzeit in Grenzen, so dass es zum Momente hin bei verbalen Schlagabtauschen bleibt.

Abseits davon habe ich über unser Problem zur Nachschublieferung nachgesonnen und bin zum Schluss gekommen, dass eine unmittelbarere Form der Überstellung von Material sicherlich auf unser beidseitiges Interesse stößt. Wir konnten die Tiefen unterhalb der Nekropole ergründen und fanden dabei einen engen, steil abfallendes Schacht, der in ein Tunnelsystem mündet. Wenn Euch diese Nachricht erreicht, so wisst Ihr, dass jenes mit dem Unterreich verbunden ist.

Ein Ausbau des Schachtes und die Einrichtung eines sicheren Verwahrortes an seinem Ende wäre eine vergleichsweise simple Methode, einen Austausch zu gewährleisten, gleichwohl ich es Eurer Expertise überlassen würde, den Verwahrort nach Ermessen zu gestalten. Anbei erhaltet Ihr eine Karte, die es Euch erlauben dürfte, den Zielort zu lokalisieren.

Lasst mich wissen, sollte aus Eurer Sicht etwas gegen dieses Vorhaben sprechen. Ansonsten würde ich den Ausbau alsbald in Angriff nehmen. Wir verfügen über die nötigen Zauber.

Mit besten Wünschen verbleibend,
Gräfin Elandora

Mein werter Meister Filrean,

seid abermals bedankt für die wundervolle Lektüre, die Ihr uns zukommen ließt. Sie hat meinen Zofen bereits einige Stunden der Kurzweil eingebracht. Es ist wahrlich erfreulich, wenn sie sich auf diese Weise beschäftigen können, statt sich gegenseitig zu necken und den ein oder anderen boshaften Streich zu spielen. Ihr wisst schon: wer tötet wen auf möglichst elegante oder humorvolle Weise. Anfangs noch unterhaltsam ließ die Kreativität mit der Zeit nach und die Verfahrensweisen wurden repetitiv.

Die Konstruktion der – nennen wir es – Rutsche schreitet indes voran. Wir haben den Schacht soweit ausgehöhlt, dass er bereits in eine Tiefe von knapp 100 Schritt reicht und sollten kurz vor dem avisierten Durchbruch stehen. Mit freudiger Erwartung blicken wir ersten Experimenten entgegen und hoffen, dass die Ware weitgehend unbeschädigt unten angelangt.

Mit Wohlwollen verbleibend
Gräfin Elandora