Briefe an Filrean

Arghast Jezeer ließ es sich nicht nehmen, persönlich vorbeizukommen, um Filrean ein Schreiben auszuhändigen. Offensichtlich handelte es sich bei dem Schriftstück um einen Brief von Eszerim. Das Briefpapier, die harte, präzise Faltung und schließlich der eher knapp gehaltene Inhalt, der die Verwendung dieses hochwertigen Papiers schier ad absurdum zu führen schien:

Magister Filrean,

durch Umstände gelangte ich an einen vorläufigen Entwurf des Hauptprogramms, das für das Symposium in Sshamath vorgesehen ist. Daneben finden weitere Arbeitsgruppen und Gesprächsrunden statt. Auch von offenen Bühnen ist die Rede.

Eszerim



Anbei fand sich tatsächlich eine Abschrift eines Programms, die so nicht aus der Feder von Eszerim stammte:



Eszerim sparte sich den Verweis darauf, dass dort wo "Vortrag (Eszerim Jezeer)" stand, wohl Filreans Slot war.

Eine dunkel gekleidete Dame hätte drei Holzkisten in der Zuflucht abgegeben. In einer dieser Kisten würde sich ein zusammengerolltes Pergament befinden. Jenes wird mit einem einfachem Lederband zusammengehalten und enthält folgende Nachricht:

Filrean,

Die Liste ist bis auf ein paar vom Kalk befreite Muscheln vollständig. Ich warte im Wald auf dich, da es Dinge gibt, die ich nur mit dir besprechen kann. Es geht dabei um etwas, dass weder interessant noch relevant für dich ist, du kannst mich im Zweifelsfall auch alleine dort stehen lassen.

Neer

Das kleine Stück Pergament, achtlos von einem größeren Bogen abgerissen, liegt zusammengerollt in einer ledernen schmucklosen Hülse, die ihre besten Tage bereits hinter sich hat, baumelnd an einem der Bäume nahe des kleinen Sees. Es trägt einen kleinen Zettel an der Außenseite, der in Gefahr schwebt von der nächsten Windböe mitgerissen zu werden mit der Aufschrift "An den Mann mit verdorrtem Herzen"

Entrollt man das Stück Pergament, lassen sich folgende Zeilen in möglicherweise überraschend ordentlich zu Papier gebrachten Lettern leicht entziffern.

Bester Freund,

ich wünsche euch eine Bitte anzutragen und würde euch zu diesem Zwecke gerne wiedersehen. Ich werde in zwei Sonnenläufen zur Abendstunde an diesem Ort auf euch warten.

Mit besten Empfehlungen,
Finnja

An eben jener Abendstunde fand sich Finnja alleine an diesem Ort. Der kleine Schrieb in der ledernen Hülse war unangetastet und bloß durch den ein-oder anderen Regentropfen weiter zerschlissen worden. Fraglich, ob zu diesem Zeitpunkt die Bitte überhaupt gesehen wurde; ob das ein einmaliges Vergnügen gewesen war, oder das Konzept von Zeit (und besonders jener wo man die Decke "Himmel" nennt) denn überhaupt noch eine Rolle spielte. Vielleicht war man auch einfach vorsichtig gewesen und hielt sich mit Einladungen von potentiellen Feinden bedeckt, war misstrauisch, oder schlicht nicht interessiert. Fakt war: Gleich wie lange sie an diesem Abend dort verweilte, sie würde alleine bleiben. Neben dem sanften Rascheln von Blättern, dem Rauschen des Gewässers und Grillenzirpen konnte sie nur noch aus nordwestlicher Richtung seltsam werkelnde Geräusche vernehmen, als würde jemand an einer Holzhütte bauen.

Manchmal riss der Faden der Geduld. So auch an diesem Abend als sie Stund` um Stund` in der Kälte fror, um auf den Drow zu warten. Als es schließlich zu dunkel und zu kalt geworden war, riss sie die unangetastete Hülse vom Baum und machte sich wieder davon.

Finnja durchtrat mit schlotternden Knien am frühen Morgen das Portal in Richtung der dunklen Tiefen und wartete dort auf das klingende Glöckchen und darauf, dass sie die unheimliche Trägerin auch mit den Augen erspähen konnte. Gut sichtbar legte sie ihr einen ganzen Stapel von Ziegenledermappe auf die imaginäre Türschwelle und machte Fil'rean damit all ihre schriftlichen Erkenntnisse (inklusive des Berichtes über das Portal im Unterreich) verfügbar.