Einsamer Wächter der Pfade
So schritt der Halbork durch das Umland nahe der Stadt. Sein Instinkt sagte ich ihm schon seit seiner Ankunft dass an diesen Winter etwas nicht stimmt und die Begegnung mit den Luftelementaren bestärkte ihn in seiner Vermutung. Auch wenn noch so manche Verletzung ihn plagen möge, seine Ausrüstung nicht die Beste ist, so hielt ihn das keineswegs ab nach verdächtigen Bewegungen Ausschau zu halten. Darüber hinaus war es ihm dann auch eine willkommene Gelegenheit die Stadt zu verlassen und den unangenehmen Blicken der Bewohner zu entkommen.
Kleines Scharfmützel am nördlichen Strand
Am Strand nördlich von Lisfar kam es zu einem Kampf. Das ungleiche Duo, Kassandra und Thogrim, nahm sich der kleinen Gruppe Eiselementare an welche dort tobten. Der Kampf war kurz aber heftig, besonders der Halbork wurde von dem großen Elementar beinahe in einen Eisblock verwandelt, was Kassandra aber verhindern konnte. Letztendlich waren sie jedoch die Sieger und der Strand war geräumt....hoffentlich.
Die Queste der Frau Mons
Frau Mons, die Mutter von Halmich, war eine resolute Frau. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es nichts, was sie aufhalten konnte. Der Umstand, dass sie von der Statur her ihrem Sohn kaum nachstand, dafür aber wesentlich sturer und durchsetzungsfähiger war, sorgten nun für folgende Erzählung, die im Umland kursierte:
Mutter Mons, erleichtert, dass ihr Sohn am Leben war, hatte einen ihrer legendären Apfelkuchen gebacken. Das Geheimnis war eine beachtliche Puddingschicht, die unter der goldbraun-glasierten Scheiben von Winteräpfeln verborgen war. Ein Prachtexemplar dieser Backkünste wollte sie nun dem Jäger Horn angedeihen lassen, dem ihr Sohn sein Leben und damit Frau Mons ihren Sohn verdankte.
Nun galt Horn seit jeher als kauzig und die neuerlichen Geschehnisse, vor allem das schreckliche Wolfsgeheul, für das man ihm die Mitschuld gab, hatten nicht unbedingt zu einem versöhnlicheren Blick der Bauersleute auf Horn beigetragen. Hinzu kam, dass Horn im Wald lebte. Der Schnee stand hoch und allerorts hieß es, dass sich nach dem neuerlichen Schneesturm seltsame Wesen herumtrieben.
Doch – laut Mutter Mons – gebot es der Anstand, mit Dank nicht zu warten, denn sonst mochte es zu spät dafür sein oder er wirkte nicht mehr ehrlich. Versuche, sie davon abzubringen, scheiterten. Ihr Sohn, der nun wahrlich nicht die besten Erinnerungen an den Wald hatte, wurde kurzerhand in die Pflicht genommen, sie zu begleiten. Der Bauer Magrir und seine Frau beschworen Mons eindringlich, es zu lassen. Die Habichtings stellten sich ihr tapfer in den Weg. Doch keine Chance: Diese Frau war nicht aufzuhalten. Im Gegenteil, sie soll sogar noch geblafft haben: „Schämen sollt ihr euch! Was hat Horn euch je getan, hä?“
Betretenes Schweigen folgte. Die Worte der Mutter Mons schlugen in genau die Kerbe, in die auch die Fährtenleserin Tabea bei ihren Gesprächen mit den Ortsansässigen gehauen hatte. Und so gewann das Ganze eine eigene Dynamik. Die Habichtings schlugen zwei frische Brotlaibe in Tuch, die Magrirs packten ein paar Stück Butter, einige Gläser Marmelade und eine Flaschen besten Fusels ein.
Und so machte sich die kleine Gruppe auf den Weg – bis sie aufgehalten wurde von zwei der wachhabenden Gardisten. Als sich jenen die Entschlossenheit der Frau Mons, die sich zwischenzeitlich auf alle anderen übertragen hatte, offenbarte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihre Kameraden zu informieren und sich dem Trupp anzuschließen.
Kaum im Wald angelangt, geschah dann das Unfassbare: Direkt vor Frau Mons tauchte eines jener Luftwesen auf, von dem man die letzten Tage gehört hatte. Noch bevor irgendwer reagieren konnte, hatte die Mons, - die in einer Hand immernoch den Kuchen trug! – die arme Kreatur derart mit Faustschlägen malträtiert, dass sie zurück in die Ebenen fuhr. Ohne den Blick auf die schockierten Gesichter zu werfen, stiefelte sie umso energischer weiter.
Jäger Horn habe nicht schlecht gestaunt, als die Truppe auf einmal vor seiner Tür stand. Es habe sogar ein längeres Gespräch gegeben und womöglich hatte der kauzige, alte Kerl ein wenig gelächelt, als der unverhoffte Besuch ihn wieder verließ…
Nur heiße Luft?
Gab es in den vergangenen Tagen verstärkte Meldungen von seltsamen Luftphänomenen, so ließ dieses Hörensagen schnell wieder nach. Die Sichtungen seltsamer Luftwirbel oder tiefhängender Wolken reduzierten sich. Angeblich seien mehrere der Luftkreaturen in der Nähe der Fähre über den Lis besiegt oder gebannt worden. Das mochte keine vollständige Entwarnung bedeuten, aber da auch an den Höfen oder der Küste keine weiteren, bekannte Begegnungen erfolgten, schien Lisfar und das Umland um eine Sorge ärmer.
Ein Ruf ging durch die Wildnis, das wirklich jeder der sich der Natur nahe fühlte es hören oder spühren konnte. Ein Ruf zu einem Treffen an ((Datum)) auf der kleinen Lichtung wurde gesetzt.
Ein massiver Schlag gegen die Gnolle
Es machte schnell die Runde, dass Streitern Lisfars eine erfolgreiche Attacke auf das Versteck der örtlichen Gnollpopulation gelungen war. Offenbar hatten sich die Gnolle in einer alten Festung an den westlichen Steilufern des Lis verschanzt, von dem aus sie immer wieder Gruppen nach Süden geschickt hatten, um Schiffswracks zu plündern und anderweitig ihr Unwesen zu treiben. Auch im nördlichen Umland Lisfars hatten sie sich zuletzt verstärkt gezeigt und es wäre wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie für größeren Ärger gesorgt hätten oder es gar zu Toten gekommen wäre.
Dem hatte Lisfar rechtzeitig einen Riegel vorgeschoben. Das war wohl nicht zuletzt der Initiative des halborkischen Fährtenlesers Thogrim zu verdanken, der vor einigen Zehntagen in einem Aushang zum gezielten Vorgehen gegen die Gnolle aufgerufen hatte.
Was genau bei jener Festung geschehen war, konnte nur spekuliert werden. Mutmaßlich hatte sich eine Gruppe der üblichen Verdächtigen, denen der Rücken von einer Reihe Gardisten freigehalten wurde, an einem Frontalangriff auf die Festung versucht – und hatte obsiegt und obendrein ein paar Sklaven befreit.
Das bedeutete gewiss nicht das Ende der Gnolle in der Region. Doch ohne Anführer oder anderweitige Machtstrukturen, würden von ihnen nur noch unkoordinierte Gruppen bleiben, die sich von Lisfar und seinem näheren Umland fernhielten.
Blutiges Nachspiel
So gab es wohl mindestens eine rastlose Seele die nach den Geschehnissen um die Gnollfeste unzufrieden war und sich an die Verfolgung der versprengten Grüppchen machte. Dies machte sich in einer sehr eindeutigen nächtlichen Geräuschkulisse bemerkbar: so konnte man dann und wann gnollhaftes Jaulen vernehmen, man musste kein guter Lauscher sein um zu hören dass es sich um Kampfeslärm handelte. Die Kämpfe fanden immer irgendwo in der Wildnis statt. Doch wer sich an die Orte des Geschehens wagte, sollte einen Haufen aufgetürmte Gnoll-Kadaver erblicken und in der Mitte der aufgespießte Kopf des jeweils größten Vertreters der Gruppe.
Da hatte jemand offenbar viel Wut im Bauch und ließ es an diese Wesen aus.
Wo die Vernunft begraben lag
Der Jäger musste bereits nach "relativ" kurzer Zeit feststellen, dass manch' seiner sorgfältig aufgetürmten Häufchen (besonders jene die recht weit weg von der Stadt waren), restlos verschwunden waren. Als hätte er die Leichen dort niemals platziert. Sicherlich fand er mit seinen Fähigkeiten noch die schweren Abdrücke der verendeten Körper, aber weder haftete Blut an den Gräserspitzen, noch fand er den Fitzel einer Leiche. Fell vielleicht, wenn er genau hinsah. Vermutlich gedachte man ihn zu ärgern, Aasfresser hatten sich die Kadaver bereits geholt oder es war Magie im Spiel.