Gehirn und Nervensystem des Ilithids
Klug zu sein bedeutet nicht, sich für die dümmste Lösung zu entscheiden
verwendetes Instrumentarium
Sezier-Messer (Spitze zentriert. Schnitt 9cm),
Kehl-Ader-Messer (schlank, mit Spitze. Schnitt 10cm),
Großes Organ-Messer (stumpfe Spitze. Schnitt 10cm)
Hirn-Messer/Encefalotom (lange Klinge)
Knorpel-Messer (Schnitt 5cm)
Sektionsnadel mit Pfeil gerade (12cm) und gebogen (12cm)
Meissel Flach/Hohl, je mittlere Spitze (14cm)
Wirbelsäulen-Meissel (42cm)
Schädelspalter
Hohlmeissel (23cm)
Hammer
Präparier-Schere gerade/stumpf (15cm)
Hohl-Schnabel-Pinzette (11cm)
chirurgische Pinzette 2x3 Zähne (14,5cm)
anatomische Pinzette (14,5cm)
schlanke Pinzette mit feinen Griffrillen (14,5cm)
Osteotomie-Zange, mittel, lang (20cm)
Osteotomie-Pinzette (19cm)
Osteotomie-Schere (gebogen, Bajonett m. Horn 20cm)
Greifzange/Duramater (18cm)
Hals-Haken
Blut-Kelle
Vorbericht:
Mittelgroße Aberration
Koronarinfarkt, durch Hypoxie, Ischämie, Nekrose
Ziel: Exploration des Gehirns
1377TZ
Befundbeschreibung:
Signalement:
Ilithid ((Aussprache [ɪlˈlɪθɪd/ il-LITH-id]))
Gedankenschinder/Gedankenherrscher
Systematik:
Aberration
erworbene Kennzeichen : negativ
Gehirn-Gewicht : 1,9kg
Sofortige Vivisektion + Obduktion
Kennzeichen des Todes:
durch arkane Künste aufgehalten
Zustand des Körpers: unbeschädigt
Urzustand: sehr guter Allgemeinzustand
Lagerung: Rückenlage ventro/dorsal
Ernährungs-und Pflegezustand: sehr gut
Körperoberfläche: unbeschädigt, s. weiter fortlaufend
Die Struktur eines Illithiden ist weich, geschmeidig, feucht und gummiartig, was zu einer unverwechselbaren Textur führt, die von jedem, der mit der Materie vertraut ist, leicht von anderen Kreaturen differenziert werden kann.
Die Dermis ist weich, halb gallertartig, mit ausgeprägten longitudinalen dorsalen und lateralen Falten und Runzeln.
Die epidermale Pigmentierung ist malvefarben. Gesunde Gedankenschinder, die sich von hirnreicher Nahrung ernähren, sezernieren offenbar eine dünne Schicht aus schleimigem, glänzendem Mucus, der die Hydratation bewahrt und einen schwachen Geruch nach Allium, Knoblauch oder sogar Vanille emittiert, obwohl dieses Olfaktum aus der Distanz nicht wahrnehmbar ist. Das Blut hat eine silbrig-weiße Färbung.
Der prominente, gerippte, elongierte Kopf eines Illithiden erinnert an einen Oktopus, mit einem Bündel von vier flexiblen, unsegmentierten, ausziehbaren, purpur-schwarzen Tentakeln, die das orofaziale Areal umgeben. Die untersuchten Tentakel erreichen eine Länge von 0,89m. Sie sind zudem äußerst geschmeidig, kräftig und können vom Gedankenschinder vollständig kontrolliert werden, um sowohl präzise als auch kraftintensive Aufgaben auszuführen.
Experimente mit abgetrennten Tentakeln zeigen, dass diese über autonome ganglionäre Zentren verfügen, durch die bestimmte Reflexe, wie etwa bei der Nahrungssuche oder Jagd, unabhängig vom zentralen Nervensystem ausgelöst werden könnten. Innerhalb des Gehirns finden sich große Nervenknoten (Cerebralganglien, Pedalganglien, Pleuralganglien) die zu einer komplexen Struktur verschmolzen sind, die als Gehirn bezeichnet werden kann.
Mithilfe des sogenannten Saugmaules, das sich kreisrund unter den vier Gesichtstentakeln verbergen lässt, ist der Illithid fähig, den Schädel seines Opfers mit zahlreichen scharfen Hornzähnen auf einer Hornplatte aufzurauen und das Gehirn aus der Schale zu aspirieren - der sogenannten Radula. Die bezahnte Zunge raspelt die Nahrung klein, während ein von Drüsen in der Mundhöhle sezerniertes Sekret die Tentakel bei gesunder Ernährungsweise befeuchtet. Unterhalb der Radula und im hinteren Pharynxbereich befinden sich zusätzliche Zähnchen.
Hungertod
Gashadokuro
Der bleigraue Himmel bildete eine dunkle Abstufung zu seiner Augenfarbe und spiegelte die bedrückende Schwere der Ereignisse wieder. Der Nebel, der über den Boden kroch, schlängelte sich durch die verborgenen Überreste von Waffen und Rüstungen, verschleierte die Sicht und tauchte die Szenerie in das düstere Gemälde einer unruhigen Seele.
Der Boden war von Pferdehufen uneben und aufgerissen, getränkt mit altem Blut, das in der trüben Dämmerung schwarz erschien. Verstreute Schilde und Schwerter, viele von ihnen zerbrochen, lagen herum wie stumme Zeugen des Gemetzels, das hier stattgefunden haben musste.
Um den Nekromanten herrschte eine niederschlagende Stille, die einzig vom gelegentlichen Krächzen einer Krähe unterbrochen wurde, die auf einem verdorrten Baum saß und das Fortschreiten des Duos beobachtete. Doch lange hielt es das Federtier nicht in dieser trockenen Totenwüste, deren Häuser zertrümmert und verlassen waren. Nur wenige Spuren von Toten ließen sich finden, als hätten die Schatten ihrer vergangenen Leben sie verschlungen. Kein Grab kündete von einer mitleidigen Bestattung, kein Scheiterhaufen von vernünftiger Beseitigung – und doch war niemand hier. Der feine Wind trug den Geruch von Moder und Verfall mit sich, vermengt mit dem süßlichen Duft von Verwesung, den er so gut zu einem Kadaver zuordnen konnte, wie den Blumenduft zu einer Rose.
Nebst den unzähligen Kleinigkeiten war Filrean an diesem fernen Ort zugegen, weil er etwas Großes verfolgte: - die Überreste all derer, die hier zu Tode gehungert waren und sich im Laufe ihrer Verendung mit negativer Energie gefüllt hatten und zu einer gewaltigen Monstrosität herangereift waren. Dennoch kam es ihm vor, dass er ständig etliche Meilen zurückhing und die Auffindung dieser Kreatur schwieriger anmutete als die berühmte Nadel im Heuhaufen. Auf dem Rücken des tiefschwarzen Worgs schunkelte er so daher und bereute bereits seine Entscheidung, nicht den Skaveling als Reittier ausgesucht zu haben, denn Zuckerschnute war einen Deut zu gesprächig und viel zu lebendig, als dass er sich für die Reise eignete. Allerdings...musste der Hund ja irgendwann mal raus und es gab nichts Besseres, als das Riechorgan dieses Vierbeiners, das ihn zuverlässig hinter dem Untoten herführte. Die Gerüchte, die er an der Oberfläche aufgeschnappt hatte, prophezeiten eine große Masse an Toten, die im Laufe verschiedenster Katastrophen verhungert waren und sich zu einer Gestalt geformt hatten, bevor sie verrotteten und Teil der Natur wurden.
So rannten sie bereits durch das zweite Dorf hindurch, dessen Zerstörungsgrad und Mangel an Leichen vermuten ließen, dass sie auf der richtigen Spur waren. Hinter anteilig zerborstenen Nadelbäumen wuchtete sich plötzlich die skelettartige Gestalt neun Meter in die Höhe und schob den dichten Nebel um sich herum wie ein Kleid im Winde. Der Brustkorb, gefüllt mit der modernden Masse von Überresten, die er sich zwischen die Kiefer gepresst und verschlungen hatte, um seinem unstillbaren Hunger zu entkommen. Immer wieder rieselten bei jeder Bewegung Knochen seiner Opfer aus den Rippen hervor und landeten prasselnd auf dem zerklüfteten Boden, der unter den Schritten dieses Untoten bebte.
Der Drow-Magus musste gestehen, dass der Worg einen Sattel brauchte. Dringend. Als der Boden unter den schlurfenden Schritten erzitterte, hob ihn das jedes Mal unsanft vom Kreuz seines Begleiters und er war mehr damit beschäftigt, sich im weichen Fell festzuklammern, als sich auf das zu konzentrieren, was um ihn herum geschah.
Welch' Glück, dass Zuckerschnute plötzlich innehielt, die Vorderpfoten in die Erde grub, seinen Reiter beinahe über den wuchtigen Worgschädel schleuderte und bekannt gab, wie hungrig er sei. Das gleiche galt nämlich auch für ihn, als sich ein schmerzhaftes Gefühl in die Magengegend schob, als rammte ihn der Duft des Kolosses eine Faust in den Bauch.
Übelkeit stieg in ihm auf und er löste sich vom glänzenden, schwarzen Fell, um mit zittriger Hand nach etwas Essbarem in einer seiner Taschen zu suchen: Er hatte vorgesorgt, aber die schlagartig einsetzende Aura und die Geschwindigkeit des Worgs falsch bemessen. Fehler passierten.
Noch ein Grund, warum er den Reitworg nicht hätte mitnehmen sollen: Mit einer beeindruckenden Wendung - wie ein tosender schwarzer Tornado - wuchtete das Biest Filrean von seinem Rücken und stürzte sich auf diesen, die Zähne glänzend weiß (denn er war angehalten worden, dem Köter die Beisser regelmäßig zu putzen) im Kontrast zum dunklen Fell. Also...musste er seinen Happen aufgeben, um nicht selbst gefressen zu werden...zumindest war so der Plan, als er mit der linken Hand auf Zuckerschnute eindrosch, weil dieser sich bereits im rechten Arm verbissen hatte. Da nutzte all das Fluchen und Kommando-Werfen nichts, wo er so auf dem Hosenboden mit einem Tier focht, das ihn um Längen überragte und von einem Hunger getrieben wurde, der seinem gleichkam...nur, dass Filrean wenig Hoffnung hatte, mit natürlichen Waffen dem Worg gewachsen zu sein. Das Vieh versaute seine Arbeit!
Gerade noch rechtzeitig zog er an den Fäden des Gewebes, um eine arkane These folgen zu lassen, die den einstig treuen Begleiter halbwegs händelbar machte, ehe er sich mit diesem zur Seite rollte und der skelettierten Faust des ungeheuerlichen Untoten entging. Berstend brach der Boden in Stücke, wo sie gerade noch gerangelt und um die Hauptspeise (der jeweils andere) 'diskutiert' hatten. Es war der Moment im Angesicht des Todes, der sie wieder auf einen gemeinsamen Nenner brachte und der Entschluss, dass man eben nicht Teil des gewaltigen, hungernden Skeletts mit all seinen anderen Einzelteilen im Brustkorb werden wollte. So wie die zahllosen Lebenden zuvor. Eilig schwang er sich wieder auf den Rücken des Worgs und machte sich dessen leeren Magen zu nutze...Knochen hatten sie ja genügend vor sich. Dass ihm diese auch noch entgegen gespien wurden, machte den Tag nicht besser.
Mondscheintänzer
"Ist es nicht merkwürdig, dass wir nur unser Äußeres sehen können? Dabei spielt sich doch nahezu alles...im Inneren ab."
Die blanken, dunklen Zehenspitzen strichen durch das feuchtwarme Gras, wo die Gestalt inmitten der Nacht im sanften Schein des Vollmonds badete. Das silbrige Licht tauchte die Umgebung in ein ätherisches, fast unwirkliches Glühen, sodass jeder Grashalm, jede Blume und jeder einzelne Ast der Bäume glitzernd umrahmt wurde.
Die Luft war frisch und kühl, durchzogen von einem zarten Duft nach feuchten Blättern und Wildblumen, als ein leichter Wind durch das schlohweiße Haar striff und die hohen Gräser zum Flüstern brachte. Einzig ihr Tanz erzählte eine beschwingte Geschichte voller ungenutzter Chancen, verdorbener Geschwister und der dunklen Mutter, derer sie sich entsagt hatte. Die Blüten funkelten wie kleine Sterne, als sie die glitzernden Tautropfen mit ihren Füßen berührte, sich im Kreis drehte, einen lautlosen Sprung in die Schatten wagte und wieder auf die Lichtung tat. Vom winzigen Fleck, den der Mond für sie beschien, zurück in die Finsternis, gefangen in all der Leere und Schwärze, die sie zu halten und zu fesseln versuchte, nur um dieser abermals zu entkommen und sich im Licht ihrer neu erwählten Göttin zu tränken.
"Ilhathrae...", antwortete die zarte Stimme der Dunkelheit, als diese nach ihrem Namen fragte und dafür den Moment genutzt hatte, als sie mit der schlanken Gestalt wieder zu ihr gekommen war. Zurück auf der Lichtung wandte sich das feine Haar um ihre nackten Schultern und verschmolz mit der scharfen Klinge, die sie wie eine Duellantin führte. Unberührt von der trügerischen Mauer, die die Finsternis um sie herum gewoben hatte und sie im Zaun wie ein Schaf auf der Weide hielt.
Nichts konnte sie aufhalten, wo sie zu ihrer eigenen Melodie tanzte und die Freiheit ihrer Selbst preiste. Fern von den dunklen Drow, fern von den Bewohnern hier oben – einzig für sich und ihre Göttin, welcher sie für immer dienen wollte. Für die Liebe, für den Frieden und für die Toleranz der Ausgestoßenen.
Mit jedem Lidschlag, den sie genussvoll im Rausch ihres eigenen Tanzes tätigte, hatte sie die Finsternis aus ihrem Herzen vertrieben und verbannte Skepsis und Zweifel aus ihren Gedanken, obwohl sie direkt neben ihr standen und sie taxierten wie ein Opferlamm. Sie konnte ihn glasklar vor sich sehen, wenn eine ihrer geschmeidigen Bewegungen sie dicht an ihn heranführte und ihr Bastardschwert knapp an seinem Körper vorbeisurrte. Der Duft von Balsam und Zedernholz, die gebirgswipfelgrauen Augen und das zurückhaltende Wesen lotste ihre Choregrafie immer wieder zu ihm hin. Angezogen vom aufregenden Reiz, der sich in ihre Brust grub, sobald die sonore Stimme des Mannes erklang, und punktgenau Momente abwartete, in denen sie nicht umherwirbelte. Vermutlich war sie leichtsinnig, vielleicht zu sehr abgelenkt, aber jede der Fragen ließ sie verheißungsvoll antworten und hoffen, ihn in das gleißende Licht Eilistraees zu locken, anstatt zurück in die Schwärze getrieben zu werden. Ihrer beider Haut dunkel und verlassen, des einen bekleidet, der anderen rein, und wie die Göttin sie geschaffen hatte, verbarg er seine Narben und sie präsentierte ihre pure Leidenschaft. Das Gefühl, unantastbar zu sein und perfekt trotz all der Wunden, die man ihr zugefügt hatte, der Glaube an all das Gute hier an der Oberfläche und ein Umdenken der elfischen Völker hatten sie und ihren lustvollen Körper genau an diesen Ort geführt.
Noch dazu er, der wie ein lauerndes Raubtier am Rande der Verlockung stand und darauf zu warten schien, dass sie ihn endlich erleuchtete und das rasende Herzklopfen zu einem einheitlichen Rhythmus werden ließ. Mit jedem Hüftschwung sah sie sich bereits näher am Rande des Mondlichtes, das ihren Körper in all seiner Weiblichkeit perfektionierte, während er starr der Annäherung harrte und von seiner Befreiung noch nichts zu wissen schien. Raus aus dem Zwang LLoths, der Drangsalierung der Priesterinnen, der Not der Effizienz – raus aus der eigenen Haut! Wie sehr brodelte die Glut unter ihren Fingerspitzen; Hitzig darauf besonnen, ihn nur ein einziges Mal berühren zu dürfen, doch bewegte er sich nicht, ließ sich nicht von ihren lasziven Bemühungen hinreißen.
Wie faszinierend war doch die Versuchung, sich der Gefahr hier und jetzt hinzugeben, wie sehr dürstete es ihr plötzlich nach ihm, wo es zuvor nur sie und den Tanz gab. Wie drängend gestaltete sich das Verlangen, seine Haut auf ihrer zu spüren... nicht mehr, als sie anstatt der eigenen zu tragen. Diesen kleinen Herrn mittig am Brustkorb zu greifen, die Hände hineinzugraben und seine Haut zu sprengen, um fortan als Nekromant in diesen tiefen Wäldern umherzuwandeln, sobald sie seine äußere Verkleidung auf ihren untoten Körper gepresst hatte.
Doch die Spannung war unaushaltbar, der Auftrag klar und deutlich und die Beobachtungsgabe ihres Gegenübers gestochen scharf, dass es dem Gehäuteten an Geduld mangelte. Die Gestalt der Tänzerin brach auseinander, platzte wie ein Ballon in Fetzen und tauchte die Lichtung in den dunklen Schatten einer rund zweieinhalb Meter großen Kreatur, die mit ihren heftig pulsierenden Muskeln, den freigelegten Sehnen und Knochen den Ort blutig besudelte. So gänzlich ohne fremde Haut, die sich der Gehäutete umgeworfen und in welche er sich hineingezwängt hatte, wandte sich das Blatt und verwandelte die leuchtende Szenerie in eine Grube verlorener Träume. Die silberne Klinge fiel tonlos ins dunkelrote Gras und war das letzte Zeugnis der Drow, nachdem sie vor einiger Zeit von dem Scheusal ihrer Haut und ihrer Identität beraubt worden war. Erschaffen, um ihrem unstillbaren Hunger und der Anweisung eines fremden Nekromantens nachzukommen, hatte sich diese Kreatur für ein unkonventionelles Vorgehen entschieden und war damit auf einen Widersacher gestoßen, der die Scharade rascher durchblickt hatte, als es geplant war.
Nun war offenbar der Moment gekommen, zu welchem Filrean auf die Tanzfläche schritt.
Haarspalterei
Als sich der Nekromant mit diesem Mann unterhielt, fiel es ihm ziemlich schwer den Fokus auf dessen Augen zu behalten. Diese rehbraunen Augen mit dem leuchtend goldenen Schimmer und der kleine Mund, der von stoppeligen Barthaaren umsäumt wurde...worum ging es noch gleich? Seine Konzentration schwand und bildete nachdenkliche Falten zwischen seinen Augenbrauen, als er diese skeptisch beisammen zog.
Haare sollten sich so nicht bewegen!
Zumindest war er sich ziemlich sicher. Auf der anderen Seite striff der kühle winterliche Mitternachtswind sein Haupt gleichermaßen und brachte das kurze weiße Haar durcheinander. Für den Moment konnte er das Chaos auf seinem Schopf noch hinnehmen, aber das was auf der Platte seines Gegenüber so umhertanzte, war doch wider aller Vorstellungskraft.
Der Blick manifestierte sich auf den Menschen, der unbeirrt weiter sprach und dabei so ruhig wirkte, als wäre Filrean der hundertste Drow, der so an seinem Rastplatz vorbeischlenderte. Irgendetwas war faul, aber die einzige negative Energie, die er kribbelnd und zehrend wahrnahm, was seine eigene und die des Stabes. In diesem gewaltigen kalten Umkreis, war er also ziemlich alleine mit sich und der Welt. Gut, nicht alles musste untot sein, vielleicht krabbelte auch ein Tier auf der Glatze herum und Filreans Augen wurden durch den hellen Schnee nun auch nachts schlecht.
Oder...er hatte immens viele Parasiten. Oder trug eine besonders locker sitzende Perücke. Neben dem merkwürdig beweglichen Haar auf dem Kopf dieses Mannes, war also noch seine Verhaltensweise ein wenig diffus, aber vermutlich war der Nekromant des Postens wahrlich zur fragwürdig berühmten Gestalt des Cormanthor geworden und so wunderte es niemanden mehr.
Das Gespräch endete Ergebnislos, dafür ereignisreich, als sich der Mann aus einer schwungvollen Bewegung heraus auf den Dunklen stürzte, taumelte und sich in einer hektischen Prügelei mit dem Magus fand. Im Grunde, war er ja zugenüge immer vorbereitet, aber als der Büschel Haare von der riesigen Murmel des Mannes runterhüpfte und den Wirt wechseln wollte, geriet der neurotische Perfektionist in helle Panik. Erstens, wollte er keine braunen Haare haben. Zweitens...versaute ihm das die Frisur. Und drittens hatte er schon merklich etwas gegen belebtes Haar, dass trotz seiner Optik die Klassifikation "Schlick" erhielt und nicht "Untoter".
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verwendetes Instrumentarium
Haarschneideschere - Klinge mit semi-konvexem Schliff und Hohlschliff
Effilierschere
Vorbericht:
sehr kleiner Schlick
(geistlos, Immunität gegen alle geistesbeeinflussenden Effekte) - nicht verifiziert
blind (aber Blindsicht vorhanden), Immunität gegen Blickangriffe, Illusionen, visuelle Effekte
Immunität gegen Betäubung, Gifte, Lähmung, Schlafeffekte und Verwandlung
Schlicke atmen und essen, schlafen aber nicht
Ziel: "Welche natürlichen und magischen Prozesse steuern die Anpassungsfähigkeit eines Schlicks (spezifisch "Belebtes Haar"), und wie könnte sein Verhalten zur Entwicklung neuer alchemistischer Substanzen oder Verteidigungstechniken beitragen?"
1377TZ
Befundbeschreibung:
Signalement:
Belebtes Haar
Systematik:
Schlick
erworbene Kennzeichen : Kopflausbefall (Pediculus humanus capitis)
Haar-Gewicht : 231g
Vivisektion und arkane Sichtung mit anschließender Vernichtung
Kennzeichen des Todes:
durch arkane Künste aufgehalten
Zustand des Körpers: Trichoptilosis
Urzustand: schlecht gepflegter Allgemeinzustand
Lagerung: irrelevant
Ernährungs-und Pflegezustand: nicht zu beurteilen
Körperoberfläche: s. oben
Dieser Schlick zeigt die Fähigkeit, sich am Kopf eines Wirts festzusetzen und mit diesem eine symbiotische Beziehung einzugehen, die augenscheinlich beiden Parteien zunächst keinerlei Nachteile bereitet. In dieser Phase ist das „Belebte Haar“ dazu in der Lage, empathisch mit dem Wirt zu kommunizieren und ihn durch das Aussenden subtiler Emotionen zu bestimmten Handlungen zu veranlassen oder ihn von diesen abzuhalten. Dazu bedarf es einer Infektionsperiode von wenigen Augenblicken, die dafür sorgt, dass feine Haarstränge (ähnlich Hyphen von Pilzen) in die Kopfhaut des Opfers dringen und dort ein winziges röhrenförmiges Geflecht bilden, dass empathische Botschaften an den Wirt sendet. Trotz der Ähnlichkeit zu bekannten geistbeeinflussenden Effekten konnten keine derartigen magischen Verwebungen mittels arkaner Sicht identifiziert werden, was darauf hindeutet, dass es sich hier um eine übernatürliche, jedoch nicht magisch-arkane Fähigkeit handelt. Eine verbale Kommunikation wurde seitens der betroffenen Wirte bislang nicht bestätigt.
Das Grundgerüst der einzigen feststellbaren magischen Fähigkeiten innerhalb dieses Wesens scheint auf eine klerikale These zu basieren, die sich jedoch meiner Identifikation entzieht. Lokale Legenden deuten an, dass die Geister außergewöhnlich eitler oder narzisstischer Individuen, die vorzeitig verstarben, in ihren abgeschnittenen Haaren weiterleben können, sofern diese unmittelbar vor oder nach dem Ableben des Individuums vom Körper getrennt wurden. Diese einzelnen Stränge agieren dann kollektiv wie ein Schlick und zeigen die Fähigkeit, selbstständige Bewegungen auszuführen und sich über Oberflächen fortzubewegen. Sie sind in der Lage, Pseudopodien zu formen, welche ihnen sowohl als Greifwerkzeug als auch zur Fortbewegung dienen. Belebtes Haar kann angeblich die ästhetische Form einer besonders schönen und stilgerechten Perücke annehmen, wenngleich dies bei dem vorliegenden Exemplar nicht mehr beobachtet werden konnte.
Diese Kreatur ist eindeutig carnivor und scheint vorzugsweise Jagd auf kleine, urbane Tiere zu machen, wobei sie Humanoide als bevorzugte Beute betrachtet. Indem das belebte Haar sich als Perücke tarnt, erlangt es die Möglichkeit, seinen Wirt subtil zu manipulieren. Zunächst steigert es nur die Eitelkeit seines Wirts, doch wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt, drängt es ihn auf verhängnisvolle Weise zu Mordhandlungen. Obwohl das Wesen keine hohe Intelligenz aufweist, übertrifft es die übliche geistige Kapazität eines Schlicks und neigt zu vorsichtiger, taktischer Vorgehensweise. Tötungsakte werden stets so initiiert, dass der Wirt dabei unbeobachtet bleibt. Belebtes Haar scheint häufig ein Opfer zu bevorzugen, welches möglicherweise durch das frühere Leben des Wesens beeinflusst ist. So könnte das Haar eines hingerichteten Verbrechers beispielsweise eine Vorliebe entwickeln, Richter oder andere rechtschaffene Personen zu verfolgen.