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[Kor'lyn Winterbiss] Zuhause

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Frostrabe
(@frostrabe)
Fester Nebel Administrator
Mein liebes Kind,

mit Freude und Ruhe im Herzen, lese ich Deine Briefe. Du scheinst viel zu lernen und Abenteuer zu bestehen. Achte auf Dich und iss genug! Du neigst zu gewissen bekannten Tendenzen.

Dein Vater lässt Dich von Herzen grüßen und die restliche Truppe sendet Dir ebenfalls ihre besten Wünsche! Gandr und Valur haben sich inzwischen geeinigt, was Deine Felle betrifft. Sie haben eine Art unheimliche kleine Höhle damit konstruiert, in der sie abwechselnd schlafen und spielen. Sie vermissen Dich sehr und streiten immer wieder darum, wer den Wyrm befreien und wer die Prinzessin besiegen darf.

Ich lege Dir noch ein Rezept bei, welches uns immer gesättigt und warm durch die weniger guten Zeiten gebracht hat. Die Mengen passt Du eben an das an, was Du zur Verfügung hast. Wie gewohnt von oben nach unten – von viel nach wenig.

Rezept1

Ich freue mich auf Deinen nächsten Brief und schicke Dir eine warme Umarmung.
Gib auf Dich acht!

- Mama

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Kor'lyn Winterbiss - Befreit in Märchen lieber den Drachen
Varja Saela - Ist es herzlich egal, was Dein Problem ist

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 21:31
Frostrabe
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Fester Nebel Administrator
Brief01

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 21:36
Frostrabe
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Brief-02

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 21:46
Frostrabe
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Fester Nebel Administrator
Eiswindtal

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 21:48
Frostrabe
(@frostrabe)
Fester Nebel Administrator
Ein stilles Flöckchen in dunkelweißer Nacht


...und da war sie nun, mitten in der Nacht.
Mitten in einem leichten Schneesturm.
Zuhause. Allein.
Und es schmerzte. Sehr.
Waren die Pläne doch noch vor einer Weile ganz...
...
Egal.

Kaum erschien ihr Dasein, den Gedanken abschüttelnd, an der enormen Feuerstelle - wenn man dieses Gebilde von rund 10 Fuß Durchmesser denn noch so nennen konnte – löste sich ein grauer Schatten aus dem vorherrschenden Gestöber und riss sie erbarmungslos zu Boden.
Es presste ihr sämtliche Luft aus den Lungen und der bloße Aufprall wird gewiss ein paar Tage spürbar sein. Noch während sie dumpf knurrend den ersten Faustschlag hinnahm, hörte sie schon: „Ach Du Scheisse...! PrinzessLyn!?!“ ...schon hob sich das Schwergewicht von ihr herunter und zerrte sie auf die Beine. „Sag doch was! Kind...!“ tönte die raue Stimme und umarmte sie herzlich.
Und für einen kurzen Moment griff die Halbelfe zu, griff in die Felle, die sie vor sich hatte und vergrub sich festhaltend darin. So fest, dass von ihrem Gegenüber glatt ein erstauntes „Hrm..?!“ erklang und sich die stabilen Arme umso enger um sie legten und ihr Halt versprachen.
„...is' alles in Ordnung?“ raunte es leise, liebevoll an ihr Spitzohr, doch sie antwortete nicht. Sie hielt die Umarmung einfach aufrecht und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe sie sich mit einem leicht gezwungenen Lächeln löste und in das graubärtige Gesicht blickte.

„Danke, Taavi. Ich muss zu Ma'. Ist sie da?“ Ohne dabei auf seine Frage einzugehen. Aber eine Antwort hatte er ja ohnehin nicht erwartet. Dabei wanderte ihr Blick sogleich orientierend umher. Die große Hand legte sich auf die vergleichsweise zarte Schulter. „Du weisst, dass ich zuhöre. Sie ist zu Hause. Schön, dass Du wieder da bist.“ Kam es ein wenig mahnend, aber gütig zurück, ehe sich der Hüne von ihr abwandte und nach einigen Schritten mit dem Schneegestöber verschmolz.

Der warme Atem waberte als Wölkchen vor ihr her und um sie herum, während das wohlbekannte Häuschen angesteuert wurde.
Zum ersten Mal in ihrem Leben klopfte die Halbelfe an jener Tür.
Es dauerte ein wenig, ehe die Türe geöffnet wurde und ein weißes und ein blaues Auge größer werden, doch wie erstarrt emporblickten. Die Tür riss auf und eine kleine, schmale Gestalt schob sich mit weit geöffneten Armen an sie heran.

„...wo kommst Du denn her? Wie... was.... ist alles in Ordnung...?“ Haspelte die leise und raue Stimme der kleinen Elfe besorgt zu ihr hinauf und sah aus trüben, rötlichen Augen hinterher.

„Alles gut, Ma'.“ Erklang die gesellschaftsfähigste Lüge der Welt, leise, irgendwie weniger glaubwürdig als sonst und Lyn schloss ihre Mutter gebeugt in die liebevollen Arme. „Wir brauchen Deine Hilfe.“ Erklang es wispernd.

„Sag einfach, was Du brauchst. Oder ihr. Ich will gar nicht wissen wofür.“ Nach kurzem Zögern, legte sich der weißhaarige Kopf schief. „...Du bist allein.“ Es war kein Vorwurf, keine Frage, nur eine nüchterne Feststellung. „Und was zum Teufel ist mit Deinem Gesicht passiert?!“ Sah sie schockiert zu jenem hinauf, das allmählich ein frohes veilchenartiges Äusseres am hohen Wangenknochen annahm.

Schließlich trat die Halbelfe ein und ließ sich auf das befellte Sofa fallen. Kurz tastete sie über ihr Gesicht und verzog es etwas, als sie den Schmerz spürte und fluchte leise, aber amüsiert auf den Verursacher.
Ihr Vater schlief – das war im ganzen Haus zu hören und sie wollte ihn nicht wecken. Noch nicht. Zuallererst brauchte sie die Schriftrollen von ihrer Mutter, um alsbald wieder aufbrechen zu können.

Es war keine Zeit, um zu reden. Es war keine Zeit, um da zu sein. Es war keine Zeit, um einen Moment zu genießen. Es war... einfach keine Zeit.
Also verlor sie keine.
In jenem Augenblick der traurigen Bewusstheit wurde dieses ganze „Hier sein“ zu einem gewaltigen Kraftakt, den sie nun irgendwie stemmen musste.

Obgleich ihre Mutter zwar skeptisch war ob der Rollen und auch ein wenig besorgt, stellte sie keine Fragen. Sie gab ihrer Tochter das, was sie verlangte und hauchte ihr etwas umständlich einen Kuss auf die Stirn, ehe sie ihr wieder die Tür öffnete.

„Ich werde nichts sagen, aber... er hätte sich wirklich gefreut, Lyn. Bist Du sicher, dass Du...“

Zu mehr kam die kleine Elfe nicht.

Ma' .. bitte. Es fällt mir so schon schwer genug.“ Drang es gezwungen heran. Die Augen glitzerten wie Eiskristalle.

„Pass auf Dich auf, Liebes.“

Dann vernahm man nurmehr Schritte, die in den allmählich stärker aufbrausenden Schneesturm gingen.
Wie gern wäre sie noch geblieben. Wie gern hätte sie ihren Vater geweckt, umarmt, ihm gesagt, dass es ihr gut geht und er sich nicht zu sorgen brauche. Seine liebevollen Hände um ihren Kopf gespürt, ganz so, wie er es immer tat, wenn er ihre Stirn küsste.
Der Schnee hörte auf, unter den Stiefeln zu knirschen.

Plötzlich war der Schneesturm fort. Es wurde dunkel. Also, noch dunkler.

Und mit einem Mal waren da wieder Flocken, die liebevoll tröstend um das herabhängende Haupt tanzten. Leise, inzwischen wohlbekannte, Stimmen drangen an die Spitzohren. Warmes Knistern von Feuerstellen.

Und... natürlich. Palisaden...!

Mit dem Ärmel wurden die Spuren vernichtet, ein schweres Schlucken folgte und der Kopf wurde wieder erhoben, mit einem stoischen, trotzigen Grinsen das Kinn vorgeschoben, ein wenig zufrieden sogar das Veilchen betastet und die Haltung gestrafft.

„Betet zu Euren Götter, wenn Ihr jetzt nicht bereit seid....“ murrte es dumpf aus jener Kehle und von Neuem knirschte der Schnee unter den Stiefeln.

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:02
Frostrabe
(@frostrabe)
Fester Nebel Administrator

Mein Liebes,

Du hast lange nichts mehr von Dir hören lassen, ist alles in Ordnung? Seit Deinem kurzen Besuch, ist ja nun auch schon eine Weile vergangen und ich bin durchaus besorgt um Dich. Besonders in Anbetracht dessen, was Du mitgenommen hast.

Dein Vater weiß von nichts. Auch Taavi hat nichts weitergetragen, obgleich er doch enttäuscht war, dass Du so schnell wieder fort warst. Er wird Deinem Vater auch nichts verraten, er weiß, wie sehr ihn das bestürzen würde und das will hier schließlich niemand. Sein Zustand ist ganz in Ordnung. Der Husten wird nicht besser, die Atmung auch nicht. Dafür wurde sein Humpeln besser. So ist das eben, mit alten Männern. Lass Dir das direkt eine Warnung sein! Du wirst früher oder später einfach dabei zusehen, wie er alt wird. Falten bekommt. Und sich nach und nach für alles rächt, was Du ihm in liebevoll neckender Weise angetan hast! Zu Beginn wirst Du es gar nicht merken, erst dann, wenn Du dem ganzen schon auf den Leim gegangen bist und er sich insgeheim totlacht, weil er genau weiß, wie er Dich irre machen kann!
Und Du wirst es lieben.

Auch wenn ich nicht weiß, ob Du diesen Brief überhaupt noch erhalten kannst, hoffe ich dennoch, dass mich eine Antwort erreichen wird.

Lass bitte bald was von Dir hören! Wir machen uns Sorgen.
Und bitte richte herzliche Grüße aus!

- Ma'

Rezept-3

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:03
Frostrabe
(@frostrabe)
Fester Nebel Administrator
Nebelschwaden im Kopf

Gedankenverloren beobachtete die Halbelfe die kleinen Rauchschwaden, die da aufstiegen. In ihrem Kopf hämmerte es, dröhnte es, drohte, sie zu zersprengen. Ein Schemen löste sich aus den dichten Schwaden und schenkte ihr ein verheißungsvolles Lächeln. Vielleicht ein wenig anrüchig, vielleicht ein wenig süß – doch in jedem Fall überaus berauschend. Die eisblauen Augen schlossen sich und der Kopf lehnte sich wohlig nach hinten auf die Ziegel; doch selbst so, war der Schemen noch deutlich wahrzunehmen. Ihre Atmung war flach, kam einem schwerfälligen Schleppen gleich, als sie darauf wartete, dass etwas geschah. Und es geschah tatsächlich etwas. Eben noch beugte sich jener schattenhafte Umriss über sie, näherte sich, streckte seine Hand nach ihr aus; da löste er sich in weiteren kleinen Nebelschwaden einfach auf. Die Augen öffneten sich, suchten ihn, blickten verwirrt umher und gerade, als sie anfingen die Sterne in dieser lauen Nacht fixieren zu wollen, tauchte die nächste unwirkliche Gestalt über ihr auf. Überwältigende, begehrenswerte Versprechen flüsternd, von Träumen und Erfüllung schier überquellend. Sie streckte sie Hand nach dem Wesen aus, hoffend, es würde sie wirklich sehen, sie wirklich greifen und all jene gewisperten Versprechen wahr werden lassen. Doch glitt ihre Hand einfach hindurch.

Kaum löste sich ein Schemen vor ihr auf, erwachte der nächste. Wog sie sanft in ihren Vorstellungen und ließ ungeahnte Hitze in ihr aufkeimen. Allerdings immer nur so lange, bis die nächste Rauchschwade sich löste und ein neues Bild erschuf. Es bedeutete keinen Verlust, keine Unzufriedenheit, keine Angst und auch keinerlei Enttäuschung. Man sollte es einfach genießen, so lange es währte. Das tat die Halbelfe und schloss irgendwann wieder mit schleppender Atmung die Augen. Eben noch schöpfte sie diese Momente in jener Nacht noch zur Gänze aus, schon verwoben sich die Schemen zu anderer Gestalt. Hörner… rote Haut… Eismauern… ledrige Flügel… Tod.

Für einen Moment schien es, als würde ihr Herz stehen bleiben. Sie riss die Augen auf, die Wirkung verflog mehr und mehr, die längst erkaltete Pfeife löste sich aus dem Mundwinkel und rollte ein Stück über das Dach. Es dauerte einige blinzelnde Augenblicke – gefühlte Ewigkeiten – ehe sie wieder im Hier und Jetzt war. Noch länger brauchte sie sogar zu begreifen, wo sie überhaupt war und wie sie dorthin kam. Schließlich wacht man nicht alle Tage auf einem Dach auf, wenn der Abend auf einem Balkon geendet hat. Nur langsam kam die Erinnerung zurück. Sie hatte sich in der Schnapsbrennerei gütlich getan, sich verbal ausgekotzt und zog sich dann mitsamt ihrer geangelten Pfeife auf den Balkon zurück, um endlich beruhigten Schlaf zu finden. Jenen Schatz sammelte sie dann auch sogleich wieder vom Dach und begutachtete ihn. Der Große Knaggler schien ihr durchaus wohlgesonnen. Wer sonst konnte behaupten, ein derartiges Stück einfach zu angeln!
Behutsam strichen die kalten Fingerspitzen über den Oktopoden aus Sepiolith. Wenn man genau hinsah, erkannte man sogar die kleinen Tentakel drumherum. Diese Pfeife musste ein kleines Vermögen wert sein und doch hat sie entweder jemand unachtsam verloren oder weggeworfen. Und das unabdingbare Wohlwollen der höchsten Knagglichkeit bescherte ihr das Glück, jene Meerschaumpfeife zu angeln. Wie sollte man da noch zweifeln?

Das sanfte Lächeln in ihrem Gesicht wich urplötzlich, als sie jenes sämtliche Farbe verlor und enorme Übelkeit in ihr aufstieg. Eilig sammelte sie Pfeife und Säckchen ein und hastete vom Dach, um sich in der nächsten unbehelligten Ecke alles… durch den Kopf gehen zu lassen. Was hatte sie sich da nur angetan. War es das wirklich wert?

Die Antwort würde „ja“ lauten, das wusste sie schon jetzt. Denn spätestens in ein paar Tagen, wenn sie weiterhin schlaflos blieb und die Augen nicht mehr schließen wollte, würde sie sich das wieder antun. Der spätere Blick in den Spiegel, machte ihr zwar umso weniger Mut, denn diese geröteten, glasigen und fast pupillenbefreiten Augen, sprachen wahre Bände. Dennoch waren es diese Träume ja irgendwie wert, oder?

Aber sie musste da durch. Für sich. So wie sie jetzt war, war sie nicht fähig irgendjemandem zu helfen, irgendjemandem eine Hilfe zu sein, irgendjemandem Halt zu bieten. Und es gab genug Angebote, die ihr Hilfe versprachen. Doch zunächst galt es, es selbst zu versuchen, schließlich kann man sich nicht immer darauf verlassen, dass jemand da ist, der einem wieder auf die Beine hilft.

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:03
Frostrabe
(@frostrabe)
Fester Nebel Administrator

Liebstes Kind,

wir kommen nicht umhin, zu sagen, dass uns Dein letzter Bericht große Sorgen bereitet. So stolz Dein Vater auch gerade ist, so sehr würde er Dich lieber in Sicherheit wissen. Lade Dir nicht zu viel auf. Es ist nicht schlimm, davonzulaufen, wenn es ausweglos scheint. Das mussten Dein Vater und ich auch lernen. Natürlich ist es nicht leicht, aber es ist keine Schande. Wem nutzt es, wenn man in einem aussichtslosen Kampf sein Leben lässt? Du kannst so viel bewirken, doch musst Du dazu überleben.

Dein Vater hat sich große Mühe gemacht, um ein paar Becher für Euch zu machen. Du kennst ihn ja. Wenn er sich was in den sturen Schädel setzt, bringt man ihn nicht so leicht davon ab. Wir hoffen sehr, dass Euch die Becher gefallen und sie Verwendung finden. Und wenn nicht – wird er es nicht erfahren! Du weisst ja, was hier so alles in den Schränken steht und es wird immer mehr. Ein wenig Motivation und gute Hoffnung bringt Euch vielleicht der Eismet Deines Vaters. Ich hoffe inständig, dass er die Reise im Ganzen überlebt.

Arbeitet nur weiter so gut zusammen, mir scheint, Ihr seid eine tolle Truppe. Das ist unglaublich wertvoll. Nimm das nicht als selbstverständlich hin. Es gibt nahezu nichts wichtigeres, als Leute, auf die Du Dich im Kampf blind verlassen kannst. Ob ihr abseits davon ebenso gut klar kommt, ist wieder eine andere Sache. Nur, weil man gemeinsam zu kämpfen weiß, zu bestehen weiß, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man sich immer einig ist oder in jeder anderen Situation auch auskommt.

Und bemüh Dich auch mal, aus Dir raus zu kommen. Ich kenne Dich, Du lässt es lieber unversucht, weil Du Dir ein Scheitern einbildest. Nicht, dass Du noch eine Gelegenheit verpasst oder durch Nichtstun etwas zerstörst. Das passiert leichter als man denkt. Ich weiß, dass Du rücksichtsvoll bist und Dich nicht aufdrängen willst – aber manches Mal, solltest Du Dich eben doch ein wenig mehr von Deinem Gefühl leiten lassen, als von Deinem Verstand. Von dem ich ohnehin nicht weiß, woher Du den hast. Von uns kann der jedenfalls nicht sein!

Bitte lieber um Verzeihung, als um Erlaubnis.

Taavi und Eeli lassen herzlich Grüßen und haben auch noch eine Kleinigkeit beigelegt, sie sollen Euch ein wenig Glück bringen und Mut machen. Lasst Euch nicht unterkriegen und melde Dich, sobald der nächste Schritt getan ist.

Passt auf Euch auf und kehrt gesund zurück!

Rabe & Wolf

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:05
Frostrabe
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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:06
Frostrabe
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Fester Nebel Administrator
Brief07

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Kor'lyn Winterbiss - Befreit in Märchen lieber den Drachen
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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:06
Frostrabe
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Fester Nebel Administrator

Irgendwo zwischen Dunkelheit, Blut und Schweiß...

Nun lag also alles auf Eis. Nicht in der schönen Variante, denn die hätte bedeutet, dass man es endlich nach Zuhause geschafft hätte. Doch von diesem Gedanken hatte man schon Abschied genommen, als die Dämonen nahe Lisfar auftauchten. Ja, verdammt! Sie wollte nichts sehnlicher, als nach Hause. Ihren Vater endlich wieder in die Arme schließen. Ihrer Mutter Widerworte geben und sich dann doch geschlagen geben. Ihre Forschungen weiterführen, um die Zauber ein wenig anders werden zu lassen, die Erschaffung der Gegenstände weiterverfolgen, einen Garten erschaffen...

Aber es ging nicht. Warum sonst, sollte dieses ausgezehrte Stück Halbelfe denn noch immer in der Umgebung von Elfenbaum unterwegs sein? Richtig! Dämonen, Untote, Fernberger. Und von allem reichlich. Alles in der Umgebung einer kleinen Stadt, die nun von Verlusten gezeichnet war und sicherlich nicht die Kraft oder Zeit hatte, sich um den Neuaufbau der zerstörten Häuser UND die Tilgung der Gefahren im Umland zu kümmern. Also tut man eben, was man kann. Chaos verbreiten. Als wäre es nicht genug Chaos, wie man aussah. Voller Blut, Dreck, Schmodder, Blätter... von allem etwas und von dem, was man nicht haben wollte, gleich noch mehr. Der beißende Gestank der Hezrou haftete schon regelrecht an ihr und eine leichte Note Schwefel und Ruß war ebenfalls nicht fern. Die sonst so akribisch ausrasierten Seiten wucherten regelrecht, sodass die Tätowierungen inzwischen nicht mehr zu sehen waren. Es wirkte schon irgendwie kläglich und doch bekam man diesen gewissermaßen kampfeshungrigen Blick nicht aus ihrem Gesicht, das auf einem unsagbar erschöpften Körper sitzt. Zumindest ruht man sich aus, dennoch reicht es nicht, um den Anstrengungen der letzten Zeit richtig entgegenzuwirken.

Kaum erst war es mit Unterstützung geschafft worden, die Neubesetzung des Forts auszulöschen, stand diese schon zum Teil wieder auf und griff von Neuem an. Großartig. Ganz großartig. Und da fragt tatsächlich noch jemand, was man dort mache. Pah..! Schützen. Hüten. Töten. Dicknipplige Wumpel! Dieser verfluchte Nekromant, diese beschissenen Dämonen und natüüüürlich... vermaledeyte Fernberger! So hatte die Halbelfe sich ihr Leben sicher nicht vorgestellt. Aber sie klagte auch nicht - na gut, nur ein wenig. Vielleicht auch dann und wann ein wenig mehr. Hin und wieder wird auch verärgert herumgezetert, aber dann hört meist nur Fred zu.

"Ich versteh' nich', warum Du so gerne plünderst. Du bist doch inzwischen sicher reich." waren seine Worte, kurz nachdem Lyn einen eher ekligen Fund in den jämmerlichen Baracken des Forts machte, auf den besser nicht näher eingegangen wird.
"...man weiß halt nie, was man findet. Das ist wie viele kleine Überraschungspakete zu öffnen!" gab die streng Riechende zur Antwort. Lyn liebte Überraschungen. Solange es kleine waren. Reichtümer, riesige, kostspielige Geschenke - nein, das war nie der Wunsch. Es brauchte nicht viel, um sie glücklich zu machen. Kleinigkeiten, die sie mit sich führen konnte, irgendwann in ihr eigenes kleines Reich mitnehmen konnte, sollte sie jemals einen passenden Unterschlupf für sich selbst finden.
Erinnerungen, die sich horten ließen, wie kostbare kleine Schätze - denn nichts anderes sind solch kleine Dinge ihrer Ansicht nach.
Eher gäbe sie sämtliche Goldbringenden Dinge von sich, als auch nur einen einzigen dieser kleinen Steine, mit dem Loch in der Mitte, die kleine glattgeschliffene Tödlichkeit, die der erste Abend ihr bescherte, die geangelte Pfeife, die so von ihr manipuliert wurde, dass nun wirklich Tentakel aus ihr herausdrangen, wenn man rauchte.

Ja selbst diesen furchtbaren ollen Lappen trug sie ständig mit sich herum! Gut, er war inzwischen gewaschen und gab einen nicht unbedingt schlechten Umhang ab, aber es sind eben die Gedanken, die an der Mutter aller Lappen und allem anderen hingen. Ebenso wie an Dietrichs Dietrich, der seit jeher in ihrem Stiefel ruht. Der kleine, hellblau schimmernde Stein, der jeden Tag aufs Neue als Glücksbringer unter den Handschuh geschoben wird. Das alles hatte, von dem Stein ausgenommen, keinen wirklichen Verkaufswert.
So weit weg von Zuhause erhielten die kleinsten Dinge einen hohen sentimentalen Wert, an dem sich festgehalten wurde. Es half ungemein in diesen Tagen.

Keinesfalls zu vergessen war natürlich Fred, der ihr in den letzten Zehntagen aufmerksam lauschte, wenn der Wahnsinn näher an sie herandrang, als sie zulassen wollte. Der kleine, in allen Farben schillernde Stein, der ihr geschenkt wurde und selbstverständlich nicht sprechen konnte. Aber mit dem eben gesprochen wurde und man so lange herumsponn, bis man sich Antworten einbildete. Immerhin sorgte er dafür, dass man nicht zu sehr in einen Wahn verfiel, der einen wohl einfach überkommen muss, wenn man nachts Soldaten auflauert, um sie zur Strecke zu bringen. Sich mit Untoten und Dämonen anlegt und wieder und wieder mit dem Leben davonkommt und diesem irren Gefühl, dass man doch direkt das Hauptproblem angehen könnte, wenn man das alles bisher auch überlebt hat. Tja.. Fred hielt die Wrackige mit seinem harten Kern und seinem stoischen Schweigen gekonnt davon ab.

Einer der Soldaten hatte eindeutig eine Überraschung in seinem Hab und Gut verborgen. Wein! Vermutlich. Auf dem einen Etikett stand etwas von "Le.ht...er" und das andere ließ sich gerade noch mit "...erz" und "..Wein" beziffern. Tja, hauptsache Wein! Also hatte es sich schon mal gelohnt. Mit diesem winzigen Erfolg konnte man arbeiten.

Nach einer deutlich erholsameren Ruhepause und auch endlich mal etwas mehr im Magen, konnte man die Wälder angehen. Hier ein paar Illusionen setzen, dort ein paar Geräusche. Alles, was einen simplen Soldaten verunsichern und ängstigen konnte, war erwünscht. Ob es nun gruselige, unheilvolle Schreie waren, merkwürdige Schatten, die sich gruselnd durchs Unterholz bewegten und dabei manchen schwer stampfenden Schritt hinterlassen. Womöglich hilft es, die Moral zu senken, ein wenig Panik zu verbreiten, zu verunsichern. Nur ein oder zwei von einer Patroullie aus der Dunkelheit heraus zu töten und den Rest davonlaufen zu lassen. Wenn man derlei lange genug aufrecht erhalten könnte, bestünde zumindest gedanklich eine Chance und das ist allemal einen Versuch wert.

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:07
Frostrabe
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Dinge im Kopf

Erneut dröhnten die Stimmen laut im Kopf der Halbelfe. Zwar waren die Nerven nicht mehr ganz so angespannt, besonders nicht, seit und während sie auf gewisse „Extra-Ordinäre-Weise“ in einem „Extra-Dimensionalen-Raum“ ruhten, doch blieb man dennoch stets wachsam. So sicher dieser Raum auch war, war da auch die Unsicherheit, ob man sie nicht dennoch entdecken konnte und was, wenn dann der Zauber zwangsläufig endete und man umstellt war? So harrte immer wenigstens eines der Augenpaare an dem Fenster und blickte aufmerksam nach draußen.

„Wo seid Ihr?“
„Geht es Euch gut?“
„Meldet Euch!“
„...Sorgen.“
„...wirst gebraucht!“

Obgleich solche und ähnliche Übermittlungen nun schon fast an der Tagesordnung waren, zuckte man doch immer wieder gehörig zusammen. Womöglich trug auch das bloße Vorhandensein derartiger Nachrichten seinen Teil dazu bei, sich nicht ganz auf verlassenem Posten zu wähnen. Irgendjemand dachte eben doch an sie und allein dieses Wissen, barg eine gewisse Erleichterung.

„Mein Liebes! Wir hoffen, Ihr seid wohlauf und habt inzwischen Unterstützung erhalten. Übermittel bitte unsere besten Grüße, wir glauben an Euch! Vereint schafft ihr alles!“

Da war sie, die Stimme ihrer Mutter. Seit sie in Lisfar ankam und dort länger verweilte, war ihre Verbindung wieder stärker geworden. Sie hatten sich beide gewandelt. Tiefe, innere Unruhen schienen beiderseits gemildert und jeder Nachricht, jedem Brief, wohnte eine wohlige Geborgenheit inne.

„Uns geht’s gut, Ma’. Drück bitte Papa von mir. Wir kommen vorran, zwar nur langsam, aber ich bilde mir einen kleinen Erfolg ein. Danke, Ma’.“

Sonderlich lange waren die Konversationen nun nicht, aber all zu viel ließ die Magie eben nicht zu. Aber insgeheim wurde auch hier schon an einer dauerhafteren Lösung gearbeitet.

An weniger anstrengenden Tagen, führte man auch hier zumindest ein klein wenig seine Forschungen fort. Das nötigste dafür trug man ja schließlich immer bei sich. Und einzelne Komponenten auszutauschen, um einen Zauber zu verändern oder neu zu erdenken, konnte man schriftlich eben auch. Für ausführende Experimente war es zu gefährlich. Also widmete man sich mit der wenigen Zeit, die man seiner eigentlich Ruhe abnötigte, den Formeln und Wirkungsweisen einiger Zauber. Zunächst tauschte man für die schwarzen Tentakel die Komponenten. Immerhin konnte man sämtliches Material ja irgendwie miteinander kombinieren.

Und wenn man nun vielleicht zu dem kleinen Tentakel für den eigentlichen Zauber, einfach etwa Quarz oder Kristall hinzu nahm – oder die erste Komponente vielleicht einfach in Kristallpulver oder Quarzsand wälzte, konnte das schon einen gravierenden Unterschied machen. Gut, es konnte selbstverständlich auch katastrophal fehlschlagen oder einfach gar nichts passieren, doch dafür hatte man früher oder später gewiss die Möglichkeit, es zu testen, ohne, dass jemand dabei zu Schaden kommen sollte. Und sollte das nicht klappen, konnte man schließlich noch unzählige andere Komponenten austauschen und … wenn man sich so das kleine Buch in Lyns Händen ansah, hatte man sich über dies alles schon reichlich Gedanken gemacht. Das halbe Buch war bereits gefüllt mit allerlei Kombinationen verschiedenster Komponenten, um endlich einen frostigen Aspekt auf die Tentakel zu legen. Irgendwann würde man Erfolg haben. Ganz gewiss. Man glaubte an sie. Also wollte sie es umso mehr schaffen.

Die andere Hälfte des Buches war angereichert mit allerhand Ideen, wie man ein kleines Portal in eine kleine Kiste bannen konnte. Ein Portal entstand ja nicht so mir nichts, dir nichts in voller Größe, also brauchte man ja eigentlich nur zwei während des Wirkens miteinander verbinden und die Größe entsprechend anpassen, oder? Gewiss war dieser Gedanke viel zu einfach, deshalb waren allerhand Theorien dazu notiert worden.
Es würde die Übermittlung von Briefen und vielleicht sogar kleinsten Päckchen nach Hause um ein Vielfaches erleichtern. Hätte ihre Mutter nicht hier und da einige Kontakte, welche die bisherigen Sendungen überbrachten, würden manche davon gewiss noch heute unterwegs sein. Zum Glück hatte Amarath ihre Hilfe angeboten und gewiss hatte diese schon unzählige Bücher dazu gewälzt.
Ein wenig überkam die Halbelfe dabei der Missmut. Schon so lange ging sie hier ihrem eigenen Kampf nach, während andernorts jemand für sie an etwas arbeitet, das ihr so sehr am Herzen lag. Und sie war unfähig, sich selbst entsprechend darum zu kümmern.

Die Holzkistchen fehlten noch, auch, wenn dazu schon genügend Skizzen vorhanden waren, um ihnen einen persönlichen und besonderen Schliff zu verleihen. Die Fertigung von jenen sollte jedoch das kleinste Problem sein. Dennoch rumorte eine gewisse Unzufriedenheit in ihr.

Trotz alle dem hatte sie das Gefühl, gerade nirgendwo besser aufgehoben zu sein. Sie konnte ihren Teil zu etwas Größerem beitragen und irgendwie gab man sich auch die Schuld an dem, was geschehen war. Hätten sie an diesem einen Abend nur gleich das Lager aufgespürt, direkt die Belagerungswaffen gefunden und nicht unzählige Stunden an diesem vermaledeiten Portal verbracht… so wäre das alles vielleicht anders ausgegangen.

Zumindest hatte man es inzwischen geschafft, einen Zustand zu erreichen, fern von grenzenloser Erschöpfung. Man funktionierte nicht mehr nur, man war wieder fähig zu Handeln. Das sollten sowohl die Flugblätter, als auch die Nachricht im Berg des Forts in jedem Fall deutlich gemacht haben.

Aber… ach. Wenn man einen winzigen Wunsch frei hätte, so würde man sich nichts lieber wünschen, als einen schönen großen, heißen Zuber und frische, in Teig ausgebackene, Apfelringe... idealerweise, wenn all das hier vorüber war. Vorher hatte man ohnehin nicht vor, zurückzukehren.

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:07
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Brief-08

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:11
Frostrabe
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Fester Nebel Administrator
Freie Tage

„...wirklich nur, wenn Ihr damit zurechtkommt. Ansonsten bleibe ich natürlich!“ …. „Danke.“
Einladungen, Nachrichten, Botschaften. Und dennoch hatte das alles irgendwie an Bedeutung verloren. Wie lange kann man stark sein, ehe man zerbricht? Vielleicht ist es wirklich eine willkommene Abwechslung und zugleich eine Ablenkung. Vielleicht auch ein merkwürdiges Zeichen? Die Gedanken der Halbelfe überschlugen sich und wirbelten unstet umher. Es gab immer weniger und weniger Meldungen und... wenn.... nein. Einfach nein. Es gab Dinge, mit denen man sich arrangieren und abfinden konnte und es gab Dinge, die schlichtweg nicht passieren würden. Und dieses eine zählte definitiv zu denen, die nicht passieren würden, werden... nicht passiert sind! „Es gibt immer was zu tun, geh'n wir's an!“ ...und so entschied man sich zunächst dazu, wenigstens die Tasche zu packen und sich später zu überlegen, ob man der Einladung nachkommen wollte. Viel wurde in der letzten Zeit geschafft. Zu viel, um es einfach hinter sich lassen zu wollen. Zu viel, um Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Zu viel eben.

„...nur ein paar Tage. Der Schrank wird in dieser Zeit versiegelt, aber ich melde mich, sobald ich angekommen bin, Ma'. …. ja, auch wenn ich wieder hier bin. Jaaa.... ich halte Dich auf dem Laufenden, Ma'!“ ...so großartig es auch war, diese Spiegel zu besitzen, so anstrengend konnte es manches Mal sein. „Jaha...Ma', ich bin erwachsen! Ich passe auf mich auf und spätestens, wenns was Neues gibt, sehen wir uns hier wieder. Drück Pa' von mir und sag ihm nochmal danke von mir, dass das alles so kurzfristig geklappt hat. Es war wirklich schön, euch zu besuchen. Vielleicht bring ich nächstes Mal auch wieder Gäste mit.“ … „..jaahaaaa! Oh Ma' … wie oft wollen wir das noch durchkauen?! Es geht mir gut und es wird alles in Ordnung sein. Ich muss jetzt los!“ …. dieser Spiegel! ...“jaaaa, Ma'!“ ...tja. Alles hat eben nicht nur Sonnenseiten, dennoch waren diese Spiegel deutlich beruhigend. Lyn konnte ihre Eltern sehen, wann immer ihr danach war und das war im Grunde unbezahlbar.

Es dauerte nach diesem – leicht anstrengenden – Gespräch auch nicht mehr lange, bis die Lichter gelöscht wurden und man sich tatsächlich mit Hilfe der richtigen Zauber auf den Weg machte.
Obgleich da ein mulmiges Gefühl verblieb, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und abgesperrt wurde.

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Varja Saela - Ist es herzlich egal, was Dein Problem ist

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Themenersteller Verfasst : 20. Oktober 2023 22:13
Frostrabe
(@frostrabe)
Fester Nebel Administrator
Magie und Handwerk vereint

„Wenn dieser elende Sturm nicht bald nachlässt, geht noch das Feuer aus...“ dröhnte die tiefe Stimme bassig durch die kleine Schmiede. „Du musst Dich beeilen.“

Beeilen? Nein, das kam absolut nicht in Frage! Es dauert eben so lange es dauert. Und mochte Auril noch so heftige Stürme schicken, an Eile war nicht zu denken. Einige der Eisenwerkzeuge innerhalb des Gebäudes hatten bereits Frost angesetzt, der Sturm trieb die Kälte unerbittlich durch jede noch so kleinste Ritze und Fuge und doch tropfte in dieser kleinen Schmiede an einem der kältesten denkbaren Orte der Schweiß von der Stirn.

„Nur noch 'n klein wenig mehr Hitze... es is' beinahe fertig! Sieh' doch, Lofarr! Es beginnt endlich!“

„Dir ist schon klar, dass der verdammte Zwerg Dich umbringt, wenn das misslingt? Er hat Dir seine letzten Reste zur Verfügung gestellt! Abgesehen davon... ist er ein Zwerg, der Dir seine Schmiede zur Verfügung stellt!“ donnerte die dunkle Stimme wieder und doch lag darin eine frohe Zuversicht. Der Hüne schürte nochmals das Feuer und sorgte für etwas mehr Luftzufuhr in den Flammen und damit ein wenig mehr Wärme in der Schmiede. „...und jetzt ganz vorsichtig. Gieß das flüssige Metall langsam in Deine Form. Langsam... so ist gut.“

Erleichtert atmete die Halbelfe auf und wischte sich mit dem Ärmel über die nasse Stirn. Teil zwei ihres Vorhabens war erledigt und nun auch hoffentlich geglückt. Die Herstellung der Eisenform war recht simpel, dem Rohteil am Ende die richtige Form zu geben, eine ausgesprochene Herausforderung. Nun blieb abzuwarten, ob die Farbe stimmte. Aber zunächst half ein großzügiger Schluck Met.

„Für jemanden der Magie wirken kann, machst Du Dir die Dinge wirklich unnötig kompliziert. Warum formst Du es nicht einfach so, wie Du es brauchst? Jeder hier weiß, dass Du das kannst. Weshalb also stehst Du hier und.... schmiedest?“ Erkundigte sich Lofarr etwas irritiert. Natürlich war er stolz darauf, dass Lyn ihn um Rat gebeten hatte und nun hier stand um zu schmieden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte er aber überheblich die Nase gerümpft, hätte sie dieses Stück mit Magie gefertigt. Dennoch war es ihm ein Rätsel.

„Weisst Du, Lofarr... natürlich könnte ich. Aber ich will nicht. Wo bleibt denn mein wirklicher Einsatz, meine Mühe, mein Streben, wenn ich alles mit Magie lösen würde? Macht die harte Arbeit es nicht wertvoller? Es genügt, dass ich Magie einfließen lasse. Der Rest...“

„...kommt von Herzen, ich verstehe.“ beendete der Hüne den Satz der vergleichsweise kleinen Halbelfe und reichte ihr einen schmalen Hammer mitsamt Zange. Das zuvor verflüssigte Metall hatte sich der Form angenommen und war nun bereit, aus ihr herausgelöst zu werden. „Du solltest es herausholen, aber sei vorsichtig, es ist sehr heiß.“ wurde Lyn geraten.

Behutsam, mit leichten Schlägen wurde die Gussform aus der Verankerung getrennt und geöffnet. Das dampfende Metallstück anschließend mit der Zange angehoben und in das bereitstehende Wasserbad gehalten, um es abzuschrecken. Es diene dazu, das Metall weicher und formbarer zu machen, hatte Lofarr ihr gesagt. Ein kräftiges Zischen verriet sogleich den hohen Temperaturunterschied und kurz darauf versiegte es.

„Als nächstes schnappst Du Dir die feine Säge da drüben und …. meine Güte! Wie kannst Du selbst jetzt noch weitermachen wollen?! Der Sturm pfeift durch jede Ritze und mir frieren gleich die.... na Du weisst schon … ab! Wollen wir nicht lieber morgen weitermachen?“

„Ahja...? Du willst jetzt, bei diesem Sturm die Schmiede verlassen und durch das Dorf wandern, bis zu Deiner Hütte? Ich halte Dich nicht auf!“ gab Lyn mit einem breiten Grinsen zurück. Sie wusste, dass der Kleinod-Schmied nicht so idiotisch wäre, jetzt die schützenden Mauern der Schmiede zu verlassen. Es war zu gefährlich. Selbst innerhalb des Dorfes. Selbst wenn er es zu seiner Hütte schaffen würde bestand die Möglichkeit, dass er die Tür nicht aufbekommt. Zugeschneit, zugefroren... alles war hier möglich. Bei einem solchen Schneesturm ging niemand in dem kleinen Dorf inmitten des Eiswindtals vor die Tür.
Diese Erfahrung hatte Lyn inzwischen zwar so manches Mal gemacht, aber die erste davon, war doch äusserst traumatisch, obgleich ihr jegliche Erinnerung daran verloren gegangen ist.

„Du hast ja Recht, Du hast ja Recht.. vermaledeites Spitzohr...“ murrte der Mann amüsiert aus und reichte der Halbelfe schließlich die Säge. „Jetzt nimm die Länge, die wir ausgemacht hatten. Danach sind die Walzen dran.“

Mit größer Sorgfalt und Präzision war sie mit der Säge zugange und obgleich es nur ein schmales, dünnes Stück Metall war, das sie bearbeitete, rann ihr doch der Schweiß von der Stirn. Zu viel Material hatte sie bereits sinnlos verschwendet, weil sie versuchte, das benötigte Kupfer mit einzuschmelzen. Nun, das kann man zwar machen, jedoch verweigert die dadurch eigentlich zerstörte Komponente schlichtweg, den Zauber aufzunehmen und sich in dem Gegenstand niederzulegen. Nachdem das hinreichende Stück gefertigt war, nahm sie den feinen Kupferdraht und begann damit, ihn vorsichtig mithilfe von Magie in das Metallstück zu weben.

„Als nächstes walzen, dann gibst Du ihm die Form. Und wenn das erledigt ist, wünsche ich Dir alles Glück der Welt, damit Du die Windungen nicht wieder versaust.“ Das war sogar fast ermutigend. Die ersten beiden Male hatte er schallend gelacht, als die Halbelfe vollkommen hirnlos drauf los arbeitete, nur um am Ende festzustellen, dass die Windungen nicht stimmten und jede irgendwo anders endete, wo sie nicht enden sollte. Denn… nunja, sie sollten nicht enden, sondern sich fortlaufend ineinander schlingen.

Mit einem leisen Murren nahm Lyn die Worte zur Kenntnis und tat, wie geheißen. Mit den Walzen verdichtete und plättete sie das Metall mehrmals, um es anschließend zu runden. Die Rohfassung des Bernsteinrings war geboren.

„Wenn Du wieder anfängst zu lachen, vergrab ich Dich so tief im Schnee, dass Dich nicht mal der Remorhaz findet!“ knurrte sie dumpf und setzte sich an den Tisch, um sich mit den Details zu befassen. „Würdest Du mir wenigstens die Blätter gießen, ich mach sie diesmal auch wirklich erst am Ende drauf, dann müssen wir nicht extra wieder neue machen!“ kam es fast kleinlaut von der Halbelfe an den Hünen gerichtet, der sich daraufhin gnädig zeigte und den kleinen Schmelztiegel mit den nächsten vorbereiteten Stücken füllte, um nach und nach die gewünschten Blätter zu gießen.

Es ging nur sehr langsam voran und alles in allem, saß Lyn mehrere Tage und Nächte daran, gleich zwei dieser Ringe zu fertigen. Nachdem jedoch der erste Rohling fertig war, mit all seinen Windungen und Verflechtungen, war der zweite beinahe ein Kinderspiel. Nun hieß es, Gestein, Moos und Bernstein einzubringen.

Das Gestein hatte sie damals in Evereska gesammelt, damit es ihr als Erinnerung dient.

Das Moos stammte von „ihrem“ Baum, auf dem sie so oft nächtigte und manches Mal nicht alleine dabei war.

Und der Bernstein. Nun, Bernstein steht symbolisch seit jeher für die Ewigkeit. Unvergänglichkeit. Genau dieser Gedanke war es am Ende, der sie immer an allem festhalten ließ, auch wenn es ihr zunehmend schwerer fiel, dabei noch zu lächeln.

Das Gestein wurde vorsichtig geschmolzen. Es dauerte sehr lange, bis es endlich eine angemessene Gießbarkeit erreicht hatte. Es sollte die erste Windung füllen.

Das Moos wurde in eine Glasform gegeben, für welche Lyn Quarzsand zu Glas schmolz, das Moos behutsam darin verteilte und die dritte Windung damit auffüllte.

Der Bernstein wurde in Form kleinster Kieselchen in die mittlere Windung gegeben und magisch versiegelt. Es war zu wenig davon da, um auch nur ein klein bisschen davon für Versuche zu vergeuden, also musste man eben doch mit Magie nachhelfen.

Am Ende schliff sie vorsichtig die Gravur ein.

„Er ist… fertig.“ kam es schließlich müde und durchaus überrascht von ihr, als Lofarr ihr dann die kleinen Blätter reichte, die sie mit ein wenig geschmolzenem Metalls ebenfalls angebracht hatte. „Ich.. habs wirklich geschafft, Lofarr.“ gab sie zunehmend glücklicher aus und vor Erleichterung hätte sich da wohl durchaus irgendwo eine Träne lösen können, wäre es nicht so verdammt kalt gewesen.

Nun blieb nur noch, den gewünschten Zauber in die Ringe zu flechten, sie in ihre kleine Schachtel zu legen und auf den richtigen Moment zu warten.

Doch als er kam... war es nicht die Zeit.

...und sie wünschte sich, er hätte einfach geschwiegen.

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